Es gibt Szenarien, die man aus der Ferne als betrüblich, aber doch harmlos angesehen hat - sei doch nicht so skeptisch, Mulzer, betrachte nicht alles so düster, entwirf nicht Katastrophenszenarien, sondern sei vergnügt und denke positiv. Jawoll, bittesehr.

Dann kommt man aus aktuellem Anlaß in Berührung mit der betreffenden Situation, beguckt sie sich von Nahem - und ist entsetzt, daß alles in der Realität noch viel schlimmer ist. Positives Denken - daß ich nicht lache!

So geht es mir seit meinen bescheidenen Email-Aktionen mit der Zerstrittenheit der werten Kollegen, einer Frage, die mir bisher eher nebensächlich schien. Zwar munkelte man von ernsten Differenzen, Kollegen wie Erthal und Plocher sollten sich zu Zeiten gewaltig aufgeregt haben, aber war solche Uneinigkeit erntzunehmen? Versammelte der edle Verband und eine idealistische Genossenschaft nicht dann doch wieder die Schäflein friedlich in der jeweiligen Hürde, war alles vielleicht gar nicht so schlimm?

Die Rückmails, die mich seit vorgestern erreicht haben und die ich selbstverständlich diskret behandle, sind da außerordentlich skeptisch. Die Zerrissenheit, das Konfliktpotential unter den Antiquaren scheint einen Grad erreicht zu haben, der nur noch erschrecken kann. Ich bin ja, wie Sie wissen, vom wichtigsten Forum der Antiquare, noch ehe ich dort auch nur einen Ton sagen oder schreiben durfte, schnippisch ausgeladen worden, schaue also von einem anderen Planeten auf die Antiquare herunter und stelle mir diese und jene antiquarische Idylle vor.

Aber nun stehe ich wie der Ochs am Berg vor jener Katastrophe, die mir in den Emails geschildert und bestätigt wird. Mich bewegt dabei nicht der aktuelle Stand bestimmter Auseinandersetzungen, sondern die Entschiedenheit, mit der die Antiquare selbst überzeugt sind von der heillosen Zerstrittenheit ihrer Kollegen.

Aber nicht nur sie geben irgendeiner Einigung innerhalb unserer Berufsgruppe keine Chance. Axel Gronen, Altmeister des Verkaufsdatenbankwesens und langjähriger Ebay-Experte, schätzt ein, daß es keine Chance gebe, die Uneinigkeit der Antiquare zu überwinden. Monopolklagen hält er in diesem Fall für nicht zielführend.

Angesichts dieser betrüblichen Lage möchte ich Sie an den Blogbeitrag von gestern erinnern, in dem ich Grundlinien für einen Verein entworfen hatte. Sie sind, so meine ich, geeignet, auch die zerstrittensten Kollegen an einen Tisch zu bringen.

An Kollegen Pardun richte ich die Aufforderung, er möge sich mit mir zusammen an einen Generalplan setzen, den wir dann den Antiquaren vorlegen. Er arbeitet, wie ich ja auch, sehr schnell, da sollten wir was auf die Beine stellen können.

Der Vereinsentwurf von gestern könnte eine gute Ausgangsposition sein.

1 Kommentare:

"Axel Gronen, Altmeister des Verkaufsdatenbankwesens und langjähriger Ebay-Experte, schätzt ein, daß es keine Chance gebe, die Uneinigkeit der Antiquare zu überwinden."

Das stimmt so nicht: Zur Einigkeit der Antiquare habe ich mich nicht geäußert. Meine Äußerung zielte auf den Aufbau einer neuen Plattform: Auch wenn die Antiquare sich einig sind, können sie kein zweites Amazon oder ZVAB aufbauen.

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