Samstag, 12. März 2011

Vier Agenten des kommenden Monopols




Es gibt Handlungsweisen, die entweder dumm sind oder schnöde. Ist beides im Spiel, dann können wir uns nur noch entsetzt an den Kopf greifen. Wie war das möglich?

Ich spreche natürlich von der "konstruktiven" Kontaktaufnahme einiger Kollegen mit dem kommenden ZVAB-Abebooks-Amazon-Monopolisten, die uns das Börsenblatt verdienstvollerweise soeben meldet.

Eingewickelt ist alles in jenen Kooperations- und Versöhnungssprech, den ich für die erste Phase der Strategie des Monopolisten (Einlullung, fürsorgliche Betüttelung) ja angekündigt hatte:

"Vertrauensbildende Maßnahme als positiv-konstruktiv empfunden"

Aber selbst für naive Gemüter müßte die Mehl-Pfote des Amazon-Wolfs erkennbar gewesen sein bei dieser (taktisch nicht sehr geschickten) Formulierung des Veranstalters

"Interessiert waren die vier Plattform-Vertreter an der Frage, was die Stärken und Schwächen des ZVAB bzw. von Abebooks aus Anbietersicht sind und wie sich das Vertrauen der Antiquare in die beiden Plattformen stärken ließe"

Spätestens hier hätte jeder der teilnehmenden "eingeladenen Antiquare" die Gefahr erkennen müssen, in die schandbare Rolle eines Verräters an seinen Kollegen und eines Handlangers im Dienste des Würgemonopols zu geraten, wenn er sich zu dieser Veranstaltung hergeben würde.

Aus meiner persönlichen Einschätzung und auf der Grundlage aller Analysen der letzten Tage, auch hier in diesem Blog, bezichtige ich die Kollegen

Jörg Mewes (Antiquariat Bergische Bücherstube, Overath), Wolfgang Höfs (Online-Antiquariat emotioconsult.de, Dortmund), Eberhard Köstler (Eberhard Köstler Autographen und Bücher, Tutzing) und Marc Daniel Kretzer (Antiquariat Kretzer Bibliotheca Theologica, Kirchhain)

hierdurch des Kriegsverrats an den deutschen Antiquaren. Denn gerade sie gehören zu den gescheiten Kollegen, sie w u ß t e n, was sie da getan haben.

Meine Einschätzung ist persönlich, auch setze ich dabei voraus, daß sie sich wirklich zur Teilnahme haben verleiten lassen, daß Dr. Biesters Meldung also zutrifft.

Wenn das aber den Tatsachen entspricht, dann würden diese feinen Herren aus jeder Gewerkschaft, aus jedem Berufsverband hochkant und ohne Diskussion herausgeworfen werden.

Diese Kollegen lecken die Hände noch, die sich anschicken, die Monopolgarrotte um den Hals gerade der kleineren Kollegen zu legen. Sie dienen sich den Herren an, die sich nun natürlich überlegen, wie sie ihr Monopol bemänteln, dissimulieren, erträglich machen können, wie sie 900 Antiquare in ihren Würgegriff bekommen, ohne daß sie zu laut schreien.

Sie, die 4 Antiquare, geben ihnen eingestandenermaßen auch noch T i p s, Hinweise, wie die Monopolkrake sich den Kollegen anschmusen kann, in der ersten Phase, wo man noch Rücksicht nehmen muß, die Sympathie der Antiquare gewinnen möchte.

Ihr, werte Kollegen, treibt für dieses saubere Monopol

*uns Antiquare wie die arglosen Kühe in den Massen-Stall ZVAB-Abebooks-Amazon,

Ihr liefert uns völlig schamlos aus an das kommende Scharfrichterteam.

Kollege Kretzer hätte ich stattdessen einige Blicke in die ältere katholische Sozial- und Wirtschaftslehre angeraten, seine Teilnahme enttäuscht mich besonders. Antiquar Mewes verrät gerade, immer nach meiner persönlichen Einschätzung, seine Genossenschaft. Zu Herrn Köstler sage ich besser gar nichts, beim Kollegen Hoefs bin ich wie schon öfter einmal sprach- und ratlos.

Seht sie Euch an, so sehen die Agenten des Monopols, die Steigbügelhalter eures Unglücks aus.

Vergeßt ihre Gesichter nicht.

1 Kommentare:

Genau so isses!

Eine insgesamt konzeptionslose, mundtote, handlungsunfähige und isolierte Branche schaut schweigend ihrer Abschaffung zu. Antiquare werden nicht mehr gebraucht, nur selbstausbeutende Handlanger sind noch nötig.

Eine Interessengruppe, die es nicht einmal schafft ein gemeinsames Forum, einen Meinungsaustausch zu organisieren, geschweige denn eine breit aufgestellte Interessenvertretung, hat vermutlich gar kein Interesse.
Und darf sich dann nicht wundern, wenn merkwürdige Kungel- und Klüngelgrüppchen versuchen, sich dem Monopol hilfreich anzudienen.

Der Punkt, an dem Verwunderung und Erstaunen in Verachtung umschlägt, ist längst erreicht.
Vermutlich wird es nicht mehr lange dauern, bis die schweigende Rest-Branche neidvoll zum organisatorischen und wirtschaftlichen Niveau der Pfandflaschensammler aufschaut.

Yorick
(Ich mach nix mit Büchern, ich hab hier nur Papierbriketts)

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