Handbuch
für die Mitarbeiter des Amazon-Abebooks-ZVAB-Verbunds


Liebe Mitarbeiter,

Amazon begrüßt seine alten, besonders aber die neu hinzugekommenen Konzernangehörigen im Bereich des Verkaufs antiquarischer Bücher.

Wir sind ein großes Stück verangekommen in der Strategiesparte "Eroberung des deutschsprachigen Buchmarktes" Bekanntlich stehen wir im Angriff auf die konkurrierenden Buchhandlungen und N e u buch-Verkaufsportale in ermüdenden Grabenkämpfen, nicht zuletzt durch den hinhaltenden Widerstand des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Grossisten und Verleger haben die harschen Auseinandersetzungen der letzten Jahre mit unserem Konzern nicht vergessen und vorderhand erscheint es nicht sinnvoll, den Druck auf Verleger und Grossisten (Sonderrabattierungen) zu verstärken. Auch würde ein Taktieren mit Ladenketten oder Buchklubs im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sinnvoll sein.

Während also im deutschen Neubuchbereich nur ein zielstrebiges Weiterarbeiten im Portalverkauf geplant werden kann, werden wir - Sie haben diese Information streng vertraulich zu behandeln - durch die Hintertür der A l t buch-Verkaufsportale in den Neubuchreich des Börsenvereins und seiner Mitglieder einbrechen.

An dieser Front ist die Wachsamkeit von Verlegern und Buchhändlern erfahrungsgemäß herabgesetzt. Vereinsintern gelten Antiquare als zerstrittene Chaoten, deren Arbeit man nicht recht ernstnehmen mag und für die man, wenn überhaupt, nur halbherzig eintritt. Da die meisten Antiquare kleine Mittelständler sind, verwehren ihnen schon die für sie sehr drückenden Mitgliedsbeiträge den Beitritt im Börsenverein.

Die eigenen Interessensverbände der Antiquare sind nicht nur untereinander zerstritten, sie spiegeln die sich zum Teil widersprechenden Interessen der Antiquare in absurder Weise wieder, legen so ohne Mitwirkung von außen ihre Aktionen selber lahm und sind weit davon entfernt, über eine einheitliche Berufsvertretung zu verfügen.

Während die Antiquare also ganz hilflos und zu keiner Abwehr fähig sind, haben sie innerhalb der Kulturwelt und der Leitmedien ein erstaunlich hohes und nur selten hinterfragtes P r e s t i g e. Das Buchantiquariat eignet sich - dies ist die eigentliche Motivation unseres ZVAB-Kaufs - hervorragend zum Prestigegewinn gerade auch im Neubuchbereich. Amazon gilt ja in den Leitmedien immer noch als ein der Kulturlosigkeit verdächtiger Massenversender von durchschnittlicher Literatur zum Niedrigpreis, auch wenn das in letzter Zeit seltener gesagt wird und so auch nicht mehr zutrifft.

Wir wiederholen: Für einen Massenversender von Neubüchern ist die A l l i a n z mit dem Antiquariat höchst nützlich, weil es ihm einen Imagetransfer ermöglicht. Unsere - weiterhin geheimzuhaltende - Strategie geht also dahin, das Imageprofil

(AUCH) DIE DEUTSCHEN ANTIQUARE S I N D AMAZON

aufzubauen und durchzusetzen.

Wir von Amazon nutzen die deutschen Antiquare mithin als Vehikel, um massiv in den Neubuchverkauf einzubrechen.

Es muß erreicht werden, daß die Antiquare auf diese Weise im deutschen Lesebereich zum Mörder, zum Verderber der Neubuchhandlungen werden.

***Wir werden das nie so sagen, den Imagetransfer aber genauso handhaben.

Das Publikum wird auf diese Idee niemals kommen, es ist stattdessen mit der Frage beschäftigt, was Amazon denn in aller Welt dazu bewegen mag, die Altbuchsparte zu pflegen. Wir erleichtern solche - hocherwünschten - Gedankengänge, indem wir voll auf den Trick des SPONSORINGS für das Antiquariat setzen. Alle unsere Aktionen müssen so wirken, als seien - von Rheinbaben hatte das vor Jahren schon vorformuliert - die Antiquare das "Sahnehäubchen" auf unserer Konzernarbeit.

Deshalb werden wir in erster Zeit die Gebühren nicht erhöhen und die vom Amazon/ Abebookskonzern im angelsächsischen Bereich angewandten Grausamkeiten und Folterschrauben den Antiquaren gegenüber fürs erste n i c h t anwenden. Vielmehr entfalten wir als Amazon-Konzern ein breitangelegtes Fördern und Bauchpinseln der Antiquare, ermöglichen ihnen Studienreisen, Arbeitstagungen, fördern ihre Messen und Märkte und achten darauf, sowohl die Edelantiquare als auch die kleinen Internethändler zu unterstützen.

Leider müssen Sie, liebe Mitarbeiter im Amazon-Abebooks-ZVAB-Konzern, dabei den Spagat fertigbringen, die beiden ohnehin zerstrittenen Hauptschichten des Antiquariatsgewerbes weiterhin ZERSTRITTEN zu halten, ihre Differenzen zu verstärken, jede Einigung zu verhindern durch kluges Taktieren. Es muß um jeden Preis vermieden werden, daß die Antiquare etwa zu einer einheitlichen Berufsvertretung finden - dann könnten sie unsere Aktionen ja durchschauen und sich dagegen wehren.

Nur zerstrittene Antiquare sind gute Antiquare!

Das ZVAB hat in der meinungsbildenden Kulturwelt ein überraschen hohes Prestige, was vom deutschen Abebooks-Zweig nicht gesagt werden kann. Dieser hat bei Antiquaren wie bei Kulturträgern ein eher etwas schäbiges Image.

Wir von Amazon benutzen daher das ZVAB, um den IMAGETRANSFER vom ZVAB her zu Abebooks ähnlich durchzuführen wie eine Bluttranfusion. Das neuerworbene ZVAB wird langsam zum Ausbluten gebracht, indem ihm die Imagewerte und Teile der Gestaltung entzogen und in Abebooks eingebaut werden. Die AUSBLUTUNGSFRIST setzen wir auf ein halbes Jahr an. In einer weiteren Übergangsphase firmiert Abebooks als "Abebooks - ZVAB", bis der zweite Namensteil dann endgültig verschwindet.

Über den Zeitpunkt und die Art der Eingliederung von Abebooks in den Amazon-Portalverbund wird ja, wie Sie wissen, in absehbarer Zeit weltweit entschieden werden. Bitte führen Sie den Imagetransfer und die ZVAB-Ausblutung unabhängig von der kommenden Abebooks-Eingliederung in das Amazonportal durch.

Nun noch ein Wort zu den zu erwartenden Widerständen und Problemen.

Aus den Winkelzügen, mit denen das ZVAB vor einer Reihe von Jahren einem drohenden Monopolverfahren entgehen konnte, werden wir lernen. Zwar sind die Prozentzahlen der Marktbeherrschung im Altbuch-Portalabsatz heute noch dramatisch höher als damals, aber wir können die 85-90 % der Abebooks-ZVAB-Marktbeherrschung, wie sie jetzt besteht, glänzend parieren mit dem Hinweis auf die Altbuchverkäufe bei Ebay. Das Kartellamt wird nie verstehen können (was wir sehr wohl wissen, aber immer bestreiten werden), daß und weshalb der Altbuchverkauf über Ebay etwas völlig anderes darstellt, vor allem für den einliefernden Händler, als es beim ZVAB/ Abebooks der Fall ist. Von daher droht keine Gefahr, es wird erst gar nicht zu einem Verfahren kommen.

Da den Antiquaren eine einheitliche Interessensvertretung fehlt und sie heillos untereinander zerstritten sind, kann mit einigen Tricks bei der Steigerung des Würgens durch unsere Monopolgarotte ihre Aufmerksamkeit verhindert, ihr Durchblick vernebelt und ihre Naivität ausgenutzt werden.

Besonders hoch setzen wir die schöne Auswirkung von Sponsoring, vom Angebot von Hilfsmitteln, Kongressbeiträgen usw. an. Auch werden wir, worauf der Konzern besonderen Wert legt, die Gebühren und Bedingungen beim ZVAB nicht erhöhen bzw. verschlechtern. Das machen wir etwas eleganter. Es gilt dann nach wenigen Monaten (also nach der Zeit der oben erwähnten ersten Ausblutungsphase des Imagetransfers) folgende Anweisung:

Es ist ein "Grund" zu finden, der es "zwingend notwendig" macht, "gerade im Interesse der Antiquare selbst", das ZVAB in Abebooks zu überführen.

Zu diesem Zeitpunkt - aber erst dann - können und sollen den Antiquaren zum ersten Mal die Folterwerkzeuge vorgezeigt werden: Die Migration zu Abebooks wird von uns g e f o r d e r t werden. Der dann entstehende Widerstand wird durch Klarmachen der fehlenden Alternative gebrochen werden: Wer nicht migriert, der "soll sehen, wie er sonstwie seine Bücher im Netz verkauft". Er hat dann nur noch die Alternative, zu - verhungern, oder zu Abebooks zu migrieren. Bei dieser Gelegenheit werden die Gebühren auch bei Abebooks erhöht, die Bedingungen verschlechtert.

Zu diesem Zeitpunkt wären Gegenreaktionen nur noch von Ebay zu erwarten. Ebay hat sich aber in den letzten Jahren als konstant unbeweglich gezeigt im Altbuchverkauf, als unfähig und unwillig, diese Sparte innovativ zu begleiten oder zu fördern, sodaß keine Gefährdung unserer Ziele aus der Ebay-Ecke zu erwarten ist.

Bei alledem soll, gerade auch zum kritischen Zeitpunkt der ZVAB-Migration zu Abebooks, die massive Kampagne der kulturellen Förderung, der Hilfe und Betüttelung der Antiquare durch Amazon fortgeführt und verstärklt werden. Es soll auch der Eindruck der "undankbaren" Antiquare erweckt werden, für die "Anmazon/ Abebooks doch so viel tut".

Abschließend bitten wir alle Mitarbeiter, das große Ziel im Auge zu behalten - indem wir das positive Image des Buchantiquariats in der deutschen Kulturwelt zu Amazon hin transferieren, erhalten wir eine geistige Waffe zur Eroberung des deutschen Neubuchmarktes, zur Zerstörung des deutschen Ladenbuchhandels und zur Knebelung der deutschen Verleger.


Leitender Direktor AMAZON


Dies ist auch eine Satire, aber nicht nur.


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