In Strukturanalysen gibt es keine "Guten" oder "Bösen", die Freuden und Leiden des Antiquariats haben wenig zu tun mit Karl May oder James Bond. Wenn es hier manchmal doch so herüberkommt, dann dient das eher meinem Bestreben, die Texte lesbar zu gestalten, einen Unterhaltungseffekt hineinzubekommen. Das gilt sogar für meine Hausfeinde, am Niederrhein oder in sehr christlichen Antiquariaten - ich schreibe die Texte mit leisem Grinsen im Gesicht, fasse die Personen als stellvertretende Rollen in der Strukturanalyse auf - die aber sind zutiefst gekränkt in ihrer Ehre. Offenbar mache ich da irgendwas falsch.

Da man sich beim Schreiben nicht gut selber beobachten kann, ist man auf Rückmeldungen von außen angewiesen. Durch kuriose Umstände wurde mir vor zwei Wochen in einem Forum, das ich für meine privaten Arbeiten besuchen muß, ein uralter Text von Chefredaktor Casimir unter die Nase gehalten. Ich gestehe, ihn damals nicht gelesen zu haben. Um so erstaunter stehe ich heute vor einem Szenarium, das mich als intriganten, böse berechnenden, planmäßig brunnenvergiftenden und überhaupt tückischen Gartenzwerg darstellt und meine Teilnahme in börsenblatt.net als größtmöglichste Katastrophe bewertet. Nachzulesen im Börsenblatt-Archiv.

Wie kann es zu solchen Wertungen kommen, die mich auch heute noch, Jahre später, erschrecken und ratlos zurücklassen?

Die Kollegenschaft schreibt, mit wenigen Ausnahmen, bierernst und mit dem Duktus eines Oberstudienrats in der Lehrerkonferenz. Sie hat überhaupt keinen Sinn für H u m o r. Das ist das eine, wobei ich gleich bekenne, daß mein Humor mitunter schwer zu verdauen ist. Was aber schwerer wiegt und was ich bei Casimir jetzt erst erkannt habe: Ich erwecke den Anschein, als verfolge ich A b s i c h t e n, als versuchte ich in Machtspielchen der perfideren Art mitdiskutierende Kollegen zu instrumentalisieren, gegeneinander aufzuhetzen und was ähnlich finstere Vorhaben sein mögen.

Ich sitze aber - und das ist die Wahrheit - lächelnd an der Tastatur, versuche jede Auseinandersetzung als gesellschaftliches Spiel zu führen, bemühe mich, darin Strukturen zu erkennen - auch dann, wenn die Texte anscheinend Gift und Galle sprühen. Ich bin im Grunde ein freundlicher Mensch ohne jede Absicht, vor allem ohne böse oder eigensüchtige. Ich will erkennen und, wenn sichs denn machen läßt, den Kollegen helfen. Denn helfen macht Spaß.

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Kollege Höfs hat an einem Treffen mit dem kommenden Fast-Monopolisten ZVAB-Abebooks-Amazon teilgenommen. Ich will ein (diesmal ironisches) Grinsen unterdrücken und gern annehmen, daß es Höfs wirklich nur um Informationen ging, die er einzuholen gedachte. Bei einigen anderen Teilnehmern kann ich das nicht gut glauben, Kollege Höfs aber nehme ich das ab. Übrigens halte ich meine jüngsten Beiträge zur Monopolfrage für das mit Abstand beste, was ich je zum Thema Antiquariat geschrieben habe, bis heute ist auch nicht eine Zeile daraus zu korrigieren oder hinzuzufügen. Wenn d i e s e Texte nicht verstanden werden, wenn sie folgenlos bleiben, dann habe ich nichts nachzuliefern.

Wir entnehmen der Meldung des Börsenblatts, daß Höfs jene kuriose Datenbank "Zeusman" zusammen mit seinem Sohn reaktivieren möchte. Da Höfs mich nicht zur Kenntnis nimmt und ich es leid bin, mich unter Fremdnamen in Zirkulardienste einzutragen, habe ich sonst keine weiteren Informationen. Ich brauche aber auch keine, um festzustellen, daß es sich hier um eine T r a g ö d i e handelt.

Die Personen, die darin auftreten, sind durchaus ehrenwert. Höfs bemüht sich seit Jahren, eine Internetseite zu gestalten, die Netzantiquare auffindbar machen will. Dabei hat er, wie ich vor einem Jahr feststellen mußte in Form einer kleinen Webseitenkritik, nicht alles richtig gemacht. Die geographische Darreichung ist ganz unzulänglich, die Auswahl der Antiquare derart selektiv, daß schon ein mittlerer Antiquariatskunde die Lücken erkennt und sich achselzuckend von solchem "Verzeichnis" abwendet. Er bewegt sich bei den Anpreisungen in ebendieser Seite hart am Rand des wettbewerbsrechtlich Zulässigen, meine Hinweise haben ihn ungerührt gelassen. Nun ja, bei juristischen Fragen hört man mir sonst aufmerksam zu, es muß aber nicht sein.

Ich erinnere mich gern an die vernünftigen und hochgespannten Ziele, die er sich bei der Gründung seines Verbands, mit leicht absurder Namensgebung übrigens, irgendwas mit "boef à la mode", gesetzt hatte. Zur Verwirklichung dieser Ziele geschah dann leider recht wenig, sodaß ich - ähnlich wie beim RFMeyerschen Webseitenverbund R.I.P. - von sehr guten Ideen, aber ganz unzureichender Energie bei der Durchsetzung sprechen muß. Wiederholen sich diese Merkmale nun bei Zeusman?

Vor Jahren, noch vor der Blog-Zeit, hatte ich die kleine Datenbank "Zeusman" mitleidslos verrissen wegen ihrer schauerlichen Namensgebung. Daran hat sich seither nichts geändert. Was, o werter Kollege, soll denn dieser Portalname?

"Zeus" geht ja irgendwie noch an. Die lateinische Tradition ist die schlechteste nicht, wenn man Schichten des Bildungsbürgertums erreichen will. "Zeusbuch" wäre zwar nicht entscheidend besser, aber doch erträglicher. Wirklich peinlich wirds mit dem englischen Anhängsel "man". Ich erinnere mich, daß jener Unglückswurm, der sich den Namen vor Jahren ausgedacht hatte, eine komplizierte, etwas absurde Begründung nachlieferte für dieses "Gebilde". Das will aber kein Kunde hören, wenn er im Netz ein Bücherportal anklicken soll, das sich zusammensetzt aus einem

*lateinischen (griechischen) ersten Wortteil, an den ein
*englisches Kurzwort angehängt ist.

Das geht einfach nicht. Unter "Zeusman" stellt man sich alles auf der Welt vor, nur keine Bücherdatenbank.

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Höfs, wie wir ihn kennen, hat eine dritte Grundeigenschaft - er grenzt gern aus. So wie er nur "ausgewählte" Antiquare in sein Netzverzeichnis aufnimmt, eine strenge Zugangskontrolle unter den Teilnehmern seines Internetzirkels ausübt (ich wurde sofort mit Getöse ausgeschlossen), so bringt er es nun fertig, wieder "einige" Kollegen zur Teilnahme einzuladen. Das ist an sich legitim, aber angesichts der aktuellen Lage eine taktische Katastrope.

Gegen den ZVAB-Abebooks-Amazon-Giganten gibt es nur e i n Gegenmittel: Die eigene Datenbank a l l e r Antiquare. Und wenn man sie wie die Schafe mit dem Hund in den Pferch hineintreiben müßte, es sollten möglichst alle Kollegen daran teilnehmen. Denn nur so läßt sich jener

*gigantische Werbefeldzug

entfesseln, der sich nicht in den Inserateteilen, sondern auf den T e x t - Seiten der Kulturteile deutscher Zeitungen und Zeitschriften abspielen soll und über den wir schreiben "David gegen Goliath".

Es kann sich dabei nur um einen S y m p a t h i e - Feldzug handeln. Ich habe das ja vor drei Wochen hier im Blog ausgeführt, es ist nachzulesen. Wenn Höfs mit seinem Sohn das Organisatorische dafür übernehmen will, nun gut, warum nicht. Dann muß er sich aber sofort allen Antiquaren öffnen, für sie möglichst eine offene Vereinsstruktur entwerfen - und die Beziehungen zur Genossenschaft klären.

Was dort stattfindet, weiß ich nicht. Ich sitze da im Dresdner Tal der Ahnungslosen, vielleicht ist das gut so, denn die jetzige Führungsriege stimmt mich nicht fröhlich. Ich halte es für einen Skandal, daß die Genossenschaft immer noch nicht die Chance der Stunde erkennt und ihre Datenbank nun weit öffnet, sie aus den genossenschaftlichen Zwängen befreit - juristisches dazu war in diesem Blog nachzulesen - und so zum Träger des Sympathiefeldzugs wird.

Das muß Höfs subito klären. Ich wünsche ihm dazu alles Gute, denn - wir kommen zum ersten Abschnitt zurück - ich verfolge keine bösen Interessen, betreibe keine Ränkespiele, ich warne nur vor der Gefahr und mahne zur äußersten Eile, die publizistische Chance zu nutzen. Jetzt oder nie!

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