Lieber Dr. Biester,

mit stiller Verzweiflung lese ich Ihr schönes Verzeichnis der Antiquariatskataloge im Börsenblatt-Netzdienst, und jedesmal wird meine Hoffnung enttäuscht, die dahin geht, daß das Vorhaben inzwischen einer Generalrevision unterworfen worden wäre.

Was tun? Ich will für heute den eingeschlafenen Webseitenverbund des in Dauertrance verfallenen, sonst ja durchaus geschätzten RFMeyer in einen Topf mit Ihrer Katalogverzeichnungsmaschine werfen, geduldig umrühren und sehen, was sich daraus ergibt.

Auf an den Herd!

Ohne einen Exkurs gehts nicht ab. Wer wird denn direkt zum Thema kommen?

Wir müssen, das habe ich schon öfter gefordert, endlich zu einer Standard-Sachgebietseinteilung im Altbuchhandel kommen. Nicht weil ich mir das in den Kopf setze, sondern weil es für viele Bereiche unserer Arbeit als Antiquare sinnvoll und nützlich wäre, wenn wir eine solche hätten. In einem Vorgängerblog hatte ich das schon mal aufgedröselt und war, unter bedingter Zustimmung eines hochgestellten Bibliothekars aus dem Norden, auf ein revidiertes Modell der alten EMZ-Sachgliederung zurückgekommen.

Die Volksbibliothekare waren gar nicht auf den Kopf gefallen, sie entwickelten ihre Modelle aus der täglichen Praxis des Referenten, dem die Besucher Löcher in den Pullover fragen zu allen nur denkbaren Themen der Alltagspraxis und der Theorie.

Wir stellen uns jetzt einfach etwa 200 Sachgruppen vor. Zur Erschließungs(un)tiefe hier drei fingierte Beispiele:

Landbau, Forst, Garten
...Gartenbau, Blumen
...Obstbaum
...Weinbau
...Jagd
...

Schöne Literatur
...Exilliteratur
...Erstausgaben
...Gedicht
...Illustrierte Bücher
...

Militaria
...Napoleon I.
...1. Weltkrieg
...Uniformen
...Luftwaffe
...

Diese Gliederung, auf einem A4-Blatt übersichtlich notiert und mit Nummern 1-200 versehen, halten wir im Geiste fest.

Nun zurück zu Ihnen, werter Herr Biester. Sie lassen jeden neu einlaufenden Katalog scannen. Da die Listen heute, anders als früher, in aller Regel sehr klar gedruckt sind, sollte Scannen und Korrekturlesen keine Mühe bereiten. Oft wird der Katalog aber auch schon in digitalisierter Form vorliegen - um so besser.

Nun kopieren Sie aus jeder Liste diejenigen Listenteile, die zu einem der 200 Sachgebiete passen, und ordnen Sie jeweils übersichtlich unter dem Kopf des anbietenden Antiquariats.

Das Ganze wird ein S a c h v e r z e i c h n i s der angebotenen Bücher.

Dieses beständig erweiterte Sachverzeichnis aus den neuen Katalogen und Listen stellt ein eigenständiges Verkaufsinstrument dar. Da unsere Sachgliederung ziemlich genau den klassischen Sammelgebieten unserer Kunden entspricht - nach denen wird ja auch der typische Volkbüchereireferent gefragt - kann jeder S a c h g e b i e t s - S a m m l e r hier die neuesten Titel seines speziellen Sammelgebiets finden - und bestellen.

Den werten Kollegen, die nun Zeter und Mordio schreien ob der fehlenden "Warenkörbe", möchte ich sagen, daß ihr Warenkorb-Wahn nicht (mehr) den Realitäten entspricht. Sehr viele Kunden mögen es, ja - sie lieben es, wenn sie selbständig über Email Titel von einem Antiquar bestellen dürfen bzw. müssen. Erstens haben sie dann eine gewisse Kontrolle über den Kaufvorgang, vor allem aber verstehen sie dieses Selbstbestellen-Müssen als Chance zu einem direkten Kontakt mit dem Antiquar - virtueller Ladenbesuch mit Einzelbedienung.

Fast alle besseren Kunden - und an die wendet sich ja der Katalogantiquar - haben das Bestellen auf ihrem eigenen Emailsystem heute fest im Griff, das geht fast automatisch. Die Zeiten, in denen der Emailverkehr noch "schwierig" erschien und Warenkorbsysteme dankbar begrüßt wurden, sind vorbei. Das gilt notabene nicht für neue, alltägliche Titel, die bestellt man flugs per Warenkorb. Von solchen Alltagsbüchern reden wir aber nicht.

Daß auf diese Weise nicht jeder verkaufte Titel tagesaktuell nachgewiesen wird, der Kunde also eine Reihe von Ersatztiteln benennen muß, weil er nicht weiß, was schon verkauft ist, sollte nicht nur als Nachteil betrachtet werden - es erhöht das Abenteuer des Bestellens, es macht einen gewissen Reiz aus, der für Sammler der vorelektronischen Zeit ein hochgeschätztes Spannungsmoment war.

Nun gut, wenn das Katalogsammeln beim Börsenverein also dergestalt sinnvoll nutzbar wird, zu einem neuen Arbeitsinstrument - was bedeutet das für den Netzdienst des Börsenvereins? Was bedeutet es für den Webseitenverbund nach System RFMeyer (chr... chr... chr...), was kann es bedeuten in der jetzigen Datenbank-Monopolfrage, die uns allen auf den Nägeln brennt?

Inwieweit kann damit das Listen- und Katalogemachen gefördert werden? Sind Listen ein geeignetes Mittel, um die Portal-Diskussion zu entkrampfen? Ist ein Listen- und Katalogverbund denkbar, Hand in Hand mit einem Webseitenverbund?

Jedenfalls müssen die Listen aufgearbeitet, sozusagen aufgeteilt werden, das zeigt schon ein erster Blick in Dr. Biesters Katalogverzeichnis. Wenn das geschieht, dann erhalten wir ein ganz neuartiges Arbeitsinstrument. Denken wir das weiter, dann könnte jeder Kollege kleine Sachgebietsgrüppchen sammeln und sie direkt an Dr. Biesters neue Einrichtung weiterreichen. An die Stelle des Einzeltitels tritt die kleine Sachgruppe.

Könnte man es hinbekommen, daß generell vom Einzeltitel abgegangen wird, daß in Zukunft statt Einzelbüchern L o s e zu bestimmten Sachgruppen angeboten werden? Will der Kunde überhaupt Einzeltitel erwerben, wäre ihm mit Losen nicht besser gedient?

Würde es nicht möglich sein, daß mehrere Kollegen Titel zu gleichen Sachgruppen gemeinsam anbieten und den Erlös aufteilen? Wie müßte eine solche Einrichtung aussehen? Könnte hier RFMeyers Webseitenverbund (chr..., räusper..., chr...) eine ganz neue Bedeutung erhalten als Clearing- und Verwaltungsstelle gemeinsamer Sachbestände und Angebote? Ist der Schritt von einem "Katalog der 7" (fein voneinander getrennten Kollegen) zu einem echten nur thematisch gegliederten Sammelkatalog denn so weit? Weshalb mußte auch der (krächz..., Mulzer, halts Maul) Sammelkatalog der Edelantiquare nach Antiquariaten getrennt auftreten? Ist das nicht alles umzudenken?

Es ist 00.45 h, ich will jetzt meine Flasche Aldi-Rotwein, möchte die Füße hochlegen - weiterdenken sollen die werten Kollegen.

In diesem Sinne - Guten Abend.


P.S. Wer zufällig die erste Version dieses Beitrags gelesen haben sollte, möge mir verzeihen. Sie war ziemlich albern.



Das Krokodil verdanken wir diesmal www.1001kleurplaten.nl, denen die Urheberrechte am Bild gehören. Eine besuchenswerte Seite! (Bild wird auf formlose Aufforderung hin entfernt)




In Strukturanalysen gibt es keine "Guten" oder "Bösen", die Freuden und Leiden des Antiquariats haben wenig zu tun mit Karl May oder James Bond. Wenn es hier manchmal doch so herüberkommt, dann dient das eher meinem Bestreben, die Texte lesbar zu gestalten, einen Unterhaltungseffekt hineinzubekommen. Das gilt sogar für meine Hausfeinde, am Niederrhein oder in sehr christlichen Antiquariaten - ich schreibe die Texte mit leisem Grinsen im Gesicht, fasse die Personen als stellvertretende Rollen in der Strukturanalyse auf - die aber sind zutiefst gekränkt in ihrer Ehre. Offenbar mache ich da irgendwas falsch.

Da man sich beim Schreiben nicht gut selber beobachten kann, ist man auf Rückmeldungen von außen angewiesen. Durch kuriose Umstände wurde mir vor zwei Wochen in einem Forum, das ich für meine privaten Arbeiten besuchen muß, ein uralter Text von Chefredaktor Casimir unter die Nase gehalten. Ich gestehe, ihn damals nicht gelesen zu haben. Um so erstaunter stehe ich heute vor einem Szenarium, das mich als intriganten, böse berechnenden, planmäßig brunnenvergiftenden und überhaupt tückischen Gartenzwerg darstellt und meine Teilnahme in börsenblatt.net als größtmöglichste Katastrophe bewertet. Nachzulesen im Börsenblatt-Archiv.

Wie kann es zu solchen Wertungen kommen, die mich auch heute noch, Jahre später, erschrecken und ratlos zurücklassen?

Die Kollegenschaft schreibt, mit wenigen Ausnahmen, bierernst und mit dem Duktus eines Oberstudienrats in der Lehrerkonferenz. Sie hat überhaupt keinen Sinn für H u m o r. Das ist das eine, wobei ich gleich bekenne, daß mein Humor mitunter schwer zu verdauen ist. Was aber schwerer wiegt und was ich bei Casimir jetzt erst erkannt habe: Ich erwecke den Anschein, als verfolge ich A b s i c h t e n, als versuchte ich in Machtspielchen der perfideren Art mitdiskutierende Kollegen zu instrumentalisieren, gegeneinander aufzuhetzen und was ähnlich finstere Vorhaben sein mögen.

Ich sitze aber - und das ist die Wahrheit - lächelnd an der Tastatur, versuche jede Auseinandersetzung als gesellschaftliches Spiel zu führen, bemühe mich, darin Strukturen zu erkennen - auch dann, wenn die Texte anscheinend Gift und Galle sprühen. Ich bin im Grunde ein freundlicher Mensch ohne jede Absicht, vor allem ohne böse oder eigensüchtige. Ich will erkennen und, wenn sichs denn machen läßt, den Kollegen helfen. Denn helfen macht Spaß.

*
Kollege Höfs hat an einem Treffen mit dem kommenden Fast-Monopolisten ZVAB-Abebooks-Amazon teilgenommen. Ich will ein (diesmal ironisches) Grinsen unterdrücken und gern annehmen, daß es Höfs wirklich nur um Informationen ging, die er einzuholen gedachte. Bei einigen anderen Teilnehmern kann ich das nicht gut glauben, Kollege Höfs aber nehme ich das ab. Übrigens halte ich meine jüngsten Beiträge zur Monopolfrage für das mit Abstand beste, was ich je zum Thema Antiquariat geschrieben habe, bis heute ist auch nicht eine Zeile daraus zu korrigieren oder hinzuzufügen. Wenn d i e s e Texte nicht verstanden werden, wenn sie folgenlos bleiben, dann habe ich nichts nachzuliefern.

Wir entnehmen der Meldung des Börsenblatts, daß Höfs jene kuriose Datenbank "Zeusman" zusammen mit seinem Sohn reaktivieren möchte. Da Höfs mich nicht zur Kenntnis nimmt und ich es leid bin, mich unter Fremdnamen in Zirkulardienste einzutragen, habe ich sonst keine weiteren Informationen. Ich brauche aber auch keine, um festzustellen, daß es sich hier um eine T r a g ö d i e handelt.

Die Personen, die darin auftreten, sind durchaus ehrenwert. Höfs bemüht sich seit Jahren, eine Internetseite zu gestalten, die Netzantiquare auffindbar machen will. Dabei hat er, wie ich vor einem Jahr feststellen mußte in Form einer kleinen Webseitenkritik, nicht alles richtig gemacht. Die geographische Darreichung ist ganz unzulänglich, die Auswahl der Antiquare derart selektiv, daß schon ein mittlerer Antiquariatskunde die Lücken erkennt und sich achselzuckend von solchem "Verzeichnis" abwendet. Er bewegt sich bei den Anpreisungen in ebendieser Seite hart am Rand des wettbewerbsrechtlich Zulässigen, meine Hinweise haben ihn ungerührt gelassen. Nun ja, bei juristischen Fragen hört man mir sonst aufmerksam zu, es muß aber nicht sein.

Ich erinnere mich gern an die vernünftigen und hochgespannten Ziele, die er sich bei der Gründung seines Verbands, mit leicht absurder Namensgebung übrigens, irgendwas mit "boef à la mode", gesetzt hatte. Zur Verwirklichung dieser Ziele geschah dann leider recht wenig, sodaß ich - ähnlich wie beim RFMeyerschen Webseitenverbund R.I.P. - von sehr guten Ideen, aber ganz unzureichender Energie bei der Durchsetzung sprechen muß. Wiederholen sich diese Merkmale nun bei Zeusman?

Vor Jahren, noch vor der Blog-Zeit, hatte ich die kleine Datenbank "Zeusman" mitleidslos verrissen wegen ihrer schauerlichen Namensgebung. Daran hat sich seither nichts geändert. Was, o werter Kollege, soll denn dieser Portalname?

"Zeus" geht ja irgendwie noch an. Die lateinische Tradition ist die schlechteste nicht, wenn man Schichten des Bildungsbürgertums erreichen will. "Zeusbuch" wäre zwar nicht entscheidend besser, aber doch erträglicher. Wirklich peinlich wirds mit dem englischen Anhängsel "man". Ich erinnere mich, daß jener Unglückswurm, der sich den Namen vor Jahren ausgedacht hatte, eine komplizierte, etwas absurde Begründung nachlieferte für dieses "Gebilde". Das will aber kein Kunde hören, wenn er im Netz ein Bücherportal anklicken soll, das sich zusammensetzt aus einem

*lateinischen (griechischen) ersten Wortteil, an den ein
*englisches Kurzwort angehängt ist.

Das geht einfach nicht. Unter "Zeusman" stellt man sich alles auf der Welt vor, nur keine Bücherdatenbank.

*
Höfs, wie wir ihn kennen, hat eine dritte Grundeigenschaft - er grenzt gern aus. So wie er nur "ausgewählte" Antiquare in sein Netzverzeichnis aufnimmt, eine strenge Zugangskontrolle unter den Teilnehmern seines Internetzirkels ausübt (ich wurde sofort mit Getöse ausgeschlossen), so bringt er es nun fertig, wieder "einige" Kollegen zur Teilnahme einzuladen. Das ist an sich legitim, aber angesichts der aktuellen Lage eine taktische Katastrope.

Gegen den ZVAB-Abebooks-Amazon-Giganten gibt es nur e i n Gegenmittel: Die eigene Datenbank a l l e r Antiquare. Und wenn man sie wie die Schafe mit dem Hund in den Pferch hineintreiben müßte, es sollten möglichst alle Kollegen daran teilnehmen. Denn nur so läßt sich jener

*gigantische Werbefeldzug

entfesseln, der sich nicht in den Inserateteilen, sondern auf den T e x t - Seiten der Kulturteile deutscher Zeitungen und Zeitschriften abspielen soll und über den wir schreiben "David gegen Goliath".

Es kann sich dabei nur um einen S y m p a t h i e - Feldzug handeln. Ich habe das ja vor drei Wochen hier im Blog ausgeführt, es ist nachzulesen. Wenn Höfs mit seinem Sohn das Organisatorische dafür übernehmen will, nun gut, warum nicht. Dann muß er sich aber sofort allen Antiquaren öffnen, für sie möglichst eine offene Vereinsstruktur entwerfen - und die Beziehungen zur Genossenschaft klären.

Was dort stattfindet, weiß ich nicht. Ich sitze da im Dresdner Tal der Ahnungslosen, vielleicht ist das gut so, denn die jetzige Führungsriege stimmt mich nicht fröhlich. Ich halte es für einen Skandal, daß die Genossenschaft immer noch nicht die Chance der Stunde erkennt und ihre Datenbank nun weit öffnet, sie aus den genossenschaftlichen Zwängen befreit - juristisches dazu war in diesem Blog nachzulesen - und so zum Träger des Sympathiefeldzugs wird.

Das muß Höfs subito klären. Ich wünsche ihm dazu alles Gute, denn - wir kommen zum ersten Abschnitt zurück - ich verfolge keine bösen Interessen, betreibe keine Ränkespiele, ich warne nur vor der Gefahr und mahne zur äußersten Eile, die publizistische Chance zu nutzen. Jetzt oder nie!




1.
Der Börsenblatt-Netzdienst war so freundlich, uns auf den Beitrag von Rick Gekoski im Guardian hinzuweisen. Dieser sypathische, mit leiser britischer Ironie und in distanziertem, ausgewogenem Ton verfaßte Abgesang auf das selbständige Antiquariat ist in der gegenwärtigen Lage sehr wichtig.

Die Antiquare sitzen im Börsenblatt seit zwei Wochen bekanntlich am Katzentischchen, ihre dortige Kommentarfunktion wurde ausgeschaltet, da sie sich nicht benehmen konnten. So sehen sich die Altbuchhändler als Schmuddelkinder, mit denen der Börsenverein nicht spielen mag. Vielleicht haben wir Bücherläuse?


Den Rest des Beitrags habe ich getilgt. Das ist die schöne Freiheit des Blogschreibers... und übrigens reine Gefühlssache. Neben dem faszinierenden Text von Gekoski nimmt sich mein umständlicher, etwas verschrobener Stil gar zu armselig aus.

Zum Thema, das in der Überschrift angesprochen wird, nachher ein - wir hoffen es - erträglicherer Aufsatz aus der Feder

Ihres
Peter Mulzer



Wir danken redaktion-kiel.de für die Ausleihe ihres hübschen Katzentischchens

Samstag, 12. März 2011

Vier Agenten des kommenden Monopols




Es gibt Handlungsweisen, die entweder dumm sind oder schnöde. Ist beides im Spiel, dann können wir uns nur noch entsetzt an den Kopf greifen. Wie war das möglich?

Ich spreche natürlich von der "konstruktiven" Kontaktaufnahme einiger Kollegen mit dem kommenden ZVAB-Abebooks-Amazon-Monopolisten, die uns das Börsenblatt verdienstvollerweise soeben meldet.

Eingewickelt ist alles in jenen Kooperations- und Versöhnungssprech, den ich für die erste Phase der Strategie des Monopolisten (Einlullung, fürsorgliche Betüttelung) ja angekündigt hatte:

"Vertrauensbildende Maßnahme als positiv-konstruktiv empfunden"

Aber selbst für naive Gemüter müßte die Mehl-Pfote des Amazon-Wolfs erkennbar gewesen sein bei dieser (taktisch nicht sehr geschickten) Formulierung des Veranstalters

"Interessiert waren die vier Plattform-Vertreter an der Frage, was die Stärken und Schwächen des ZVAB bzw. von Abebooks aus Anbietersicht sind und wie sich das Vertrauen der Antiquare in die beiden Plattformen stärken ließe"

Spätestens hier hätte jeder der teilnehmenden "eingeladenen Antiquare" die Gefahr erkennen müssen, in die schandbare Rolle eines Verräters an seinen Kollegen und eines Handlangers im Dienste des Würgemonopols zu geraten, wenn er sich zu dieser Veranstaltung hergeben würde.

Aus meiner persönlichen Einschätzung und auf der Grundlage aller Analysen der letzten Tage, auch hier in diesem Blog, bezichtige ich die Kollegen

Jörg Mewes (Antiquariat Bergische Bücherstube, Overath), Wolfgang Höfs (Online-Antiquariat emotioconsult.de, Dortmund), Eberhard Köstler (Eberhard Köstler Autographen und Bücher, Tutzing) und Marc Daniel Kretzer (Antiquariat Kretzer Bibliotheca Theologica, Kirchhain)

hierdurch des Kriegsverrats an den deutschen Antiquaren. Denn gerade sie gehören zu den gescheiten Kollegen, sie w u ß t e n, was sie da getan haben.

Meine Einschätzung ist persönlich, auch setze ich dabei voraus, daß sie sich wirklich zur Teilnahme haben verleiten lassen, daß Dr. Biesters Meldung also zutrifft.

Wenn das aber den Tatsachen entspricht, dann würden diese feinen Herren aus jeder Gewerkschaft, aus jedem Berufsverband hochkant und ohne Diskussion herausgeworfen werden.

Diese Kollegen lecken die Hände noch, die sich anschicken, die Monopolgarrotte um den Hals gerade der kleineren Kollegen zu legen. Sie dienen sich den Herren an, die sich nun natürlich überlegen, wie sie ihr Monopol bemänteln, dissimulieren, erträglich machen können, wie sie 900 Antiquare in ihren Würgegriff bekommen, ohne daß sie zu laut schreien.

Sie, die 4 Antiquare, geben ihnen eingestandenermaßen auch noch T i p s, Hinweise, wie die Monopolkrake sich den Kollegen anschmusen kann, in der ersten Phase, wo man noch Rücksicht nehmen muß, die Sympathie der Antiquare gewinnen möchte.

Ihr, werte Kollegen, treibt für dieses saubere Monopol

*uns Antiquare wie die arglosen Kühe in den Massen-Stall ZVAB-Abebooks-Amazon,

Ihr liefert uns völlig schamlos aus an das kommende Scharfrichterteam.

Kollege Kretzer hätte ich stattdessen einige Blicke in die ältere katholische Sozial- und Wirtschaftslehre angeraten, seine Teilnahme enttäuscht mich besonders. Antiquar Mewes verrät gerade, immer nach meiner persönlichen Einschätzung, seine Genossenschaft. Zu Herrn Köstler sage ich besser gar nichts, beim Kollegen Hoefs bin ich wie schon öfter einmal sprach- und ratlos.

Seht sie Euch an, so sehen die Agenten des Monopols, die Steigbügelhalter eures Unglücks aus.

Vergeßt ihre Gesichter nicht.




Die Wissenschaft ist eine eifersüchtige Geliebte, sie sitzt meist brav, aber mit genauem Blick und unstillbarem Bedürfnis nach Zuwendung in der Schmollecke und rechnet uns vor, wie lang es nun her sei, daß wir ihr unsere Aufmerksamkeit, unsere Zuwendung geschenkt haben. Schon viel zu lang! Und wann kommen wir wieder zu ihr? Warum bleiben wir nicht da, möglichst für immer ?

Ich spreche seit jeher nur selten über mich. Man kann hunderte von Beiträgen in Antiquariatsforen und alle meine Blogbeiträge durchforsten - und wird doch nur sehr wenig darin finden über den Menschen, der dahintersteckt. Oft erwecke ich mit Anekdoten, von denen manche den Stellenwert von geflügelten Worten erlangt haben, den gegenteiligen Anschein. "Mulzer mit der Rotweinflasche", "Mulzer mit den Käferchen und Spinnen", "Mulzer, der bei Ebay Goldeinbände nach laufendem Meter verscherbelt", all das sind absichtsvolle Vermeidungsformen, hinter denen ich mich verstecke. Man wird im Netz kein Foto finden, das mich darstellt, Xing habe ich mit dem Eintrag als "Altpapierhändler" verulkt und so halte ich es auch mit anderen Personalisierungsmaschinen.

Wer dann insistiert und tiefer ins Netz eindringt, findet mich anders. Ist er unerfahren und geht den Mechanismen des Internets auf dem Leim, mag er mich für einen "Forentroll" halten. Hat er aber die Regeln des Publizierens, der Verfügungsmacht und der Gewaltausübung im Internet im Kopf, dann erkennt er, daß ich versucht hatte und es noch unternehme, den Mächtigen, den Brutalen, den Besitzenden und den Faulen an den Karren zu fahren. Es ging mir nie um eigene Interessen, immer verstand ich mich als Sachwalter von Menschen, die im tieferen Sinn benachteiligt waren, als einer, der gegen Dummheit und Faulheit zu Felde zieht, der den Manipulierern, den Manikern mit dem Tunnelblick an den Karren fahren möchte.

Das ist bei mir, auch dies erkennt der erfahrene Leser meiner Hervorbringungen schnell, mit einer gehörigen Portion Vergnügen verbunden. Es soll mir ja doch auch Spaß machen! Nichts ärgert die Verantwortlichen von Foren mehr als die Entdeckung, daß mir alles auch noch Spaß macht...

Alle Antiquare aber, um die es dem Foren- und Blogschreiber ja doch geht - schweigen.

Die Gründe dafür sind vielfältig. An vorderster Front steht, mit fettem Arsch, das Erbübel in Gestalt der F a u l h e i t, gleich danach flattert die Unlust zu denken wie ein verirrter Schmetterling ziellos über die Bühne. Tante Vorurteil winkt aus der Kulisse, auch die törichte Jungfrau fehlt nicht, im leeren Ölgefäß ihr Merkzettelchen "Es wird so schlimm schon nicht werden". Ein altes Grammophon spielt dazu, aus dem Souffleurkasten, den Schlager "Das haben wir schon immer so gemacht, so gehts auch weiter".

Sie sehen, ich mache mir keine Illusionen, nicht über die Situation in unserem Berufsstand und noch weniger über die Möglichkeit, sie "vertreten" zu wollen. Da sei Gott vor. Erstens bedanken sich die Herren dafür, von Forentrolls mit schiefen Absätzen vertreten zu werden, zweitens gibt es eine solche auch nur halbwegs umfassende Berufsvertretung gar nicht, in der man wirken könnte. Über die Tragikomödie unserer Verbände, Vereine, Arbeitsgemeinschaften und Genossenschaften im Antiquariat kann man bei mir ja stundenlang nachlesen, so man über die nötige Leidensfähigkeit verfügt.

Worum es mir fast immer ging und heute mehr denn je geht, ist die Bearbeitung einzelner bestimmter P r o j e k t e. Ich habe immer wieder über die Frage nachgedacht, ob es denn sinnvoll sei, ein zentrales Medium für das Buchantiquariat einzurichten. Bringt das Sammeln deutschsprachiger und internationaler Blog- und Feuilletonbeiträge, die unter der Spitzmarke "Antiquariat" ja flugs zusammenzugoogleln sind, wirklich einen Erkenntnisgewinn? Ich habe da inzwischen größte Zweifel.

Was ich aber weiterhin tun möchte: Projekte zu überdenken und vorzuschlagen.

Eines dieser Projekte ist der Kampf gegen die unmittelbar anstehende Monopolisierung unserer oft einzigen Absatzschiene, der Verkaufsportale, im gesamten deutschen Sprachbereich.

Ich habe die Lage in den vorangegangenen Blogbeiträgen dargestellt und die Möglichkeiten, dagegen anzugehen, ausführlich aufgezeigt und durchdiskutiert. Mehr ist dazu im Augenblick nicht zu sagen.

Mit jenem leisen Grinsen im Gesicht, das die Dozenten in der Uni schon an mir irritiert hatte, schließe ich nun fürs erste dieses Thema, verordne dem Blog auf einige Tage Stillschweigen - und wende mich dem ersten Absatz zu, in dem von einer eifersüchtigten Geliebten, auf den Namen "Wissenschaft" hörend, die Rede ist.

Auf zur Unibibliothek. Vom Antiquariat mag ich für heute nichts mehr hören.



Das Foto zeigt die alte UB vor 50 Jahren, zu der Zeit, in der ich als Schüler meine erste Leserkarte erhielt, ein furchtsamer Gast vor den Pforten des Wissens. Das bedurfte damals vielfältiger Bemühungen und eines Vorsprechens beim Chef der Abteilung.






Das Börsenblatt entwickelt sich in seinem Netzteil, Abteilung Antiquariat, einmal mehr zur Hauszeitschrift der Edelantiquare.

Das darf man ja ruhig tun, nur sollte man dann Flagge zeigen, sich dazu bekennen.

Der Begriff des "Edelantiquars" wurde von mir einst in der Hess-Runde, Gott hab sie selig, geprägt, um die merkwürdige Schichtenstruktur unseres Gewerbes besser verstehbar zu machen.

Es gibt im deutschen Sprachbereich etwa 800 - 900 Antiquare, die von ihrem Gewerbe leben müssen. Auf diese wie auch auf die folgenden Zahlen hat man sich halbwegs geeinigt in der Diskussion; genauere Ziffern hat niemand, was für sich genommen schon eine Menge aussagt über unsere Berufsvertretungen.

Die oberste Schicht umfaßt, neben einigen Versteigerungshäusern und Handschriften-Antiquaren, die beide eigentlich nicht zum klassischen Buchantiquariat zu zählen sind, etwa 50 - 80 Antiquare. Wir sprechen von den "Edelantiquaren" in jenem ironischen Ton, den sie sich aus der Sicht der gut 700 anderen Kollegen verdient haben durch ein seltsam salbaderndes, hochtrabend-würdiges Wesen, durch ein elegantes Kungeln mit kulturellen Versatzstücken, durch eine eigene Sprache.

Wer je auf einer der besseren Messen war, weiß, was ich damit meine. Es sind, mit wenigen Ausnahmen, nur diese Antiquare, die Listen und Kataloge herausgeben, die auf Versteigerungen im Kundenauftrag mitsteigern. Es gibt sympathische Gestalten unter ihnen, aber ein teils peinliches, teils leicht amüsiertes Grinsen überkommt den Beobachter von außen, wenn er sie bei ihren Auftritten als "Kulturträger" beobachtet.

Unter ihnen sind exzellente Fachleute, aber bei näherer Bekanntschaft überwiegen, wie sollte es anders sein, auf engsten Raum begrenzte Fachkenntnisse, die mitunter nicht über das Wissen einer Marktfrau hinausgehen, die ihre Obstsorten - und die Psychologie der Käufer und Verkäufer - bestens kennt. Mehr ist da meistens nicht, bei den helleren Köpfen vielleicht noch jene leise und sympathische Sehnsucht nach den kulturell-künstlerischen Aufgaben, denen man sich eigentlich hatte widmen wollen...

Hier, bei den obersten 50 - 80 Antiquaren, herrscht neben profundem Fachwissen viel Talmiglanz und noch mehr Unaufrichtigkeit. Vermutlich würde ich es in ihrer Lage auch nicht anders machen können - es handelt sich eben um eine déformation professionelle, die man bedauern kann, aber akzeptieren muß.

Für diese Schicht schreibt immer dann, wenn es den Rappel bekommt und dem Hang zum Höheren allzusehr nachgibt, das Börsenblatt (in seinem Netzdienst für Antiquare). Dann wird die Lektüre für die anderen 700 Antiquare sehr öde und läuft unter der Spitzmarke "betrifft uns nicht".

Sagen mag das keiner, denken tun es alle. Man spricht nicht offen davon, weil die restlichen 700 "nichtedlen" Kollegen sehr gern ihrerseits a u c h Edelantiquare wären. Zwar sind wir eingebunden in die fürchterlichste Tagesarbeit, die man sich vorstellen kann, in das serienweise Titelaufnehmen und Datenbank-Einstellen von Büchern, die wir nicht lesen, ja nicht einmal erschließen dürfen (weil wir sonst zugrundegehen müßten, angesichts sinkender Absatzzahlen im Netz und hoher Gebühren bei den Verkaufsportalen).

Diese s e e l i s c h darbenden gut 700 Knechte im Hamsterrad des Katalogisierens irgendwelcher mittelmäßiger Bücher weilen im Traum und immer mal so nebenher im Zauberreich der Edelantiquare, zu denen sie wohl alle gern gehören würden... Wer aber nur träumen darf von einem Ziel, der gibt das ungern zu, denn damit würde er die eigene Mittelmäßigkeit und Erfolgslosigkeit bekennen. Ich gestehe mir das selber auch nicht gern ein.

In Klammern sei bemerkt, daß die 700 Antiquare minderer Qualität vermutlich entsetzt wären, würden sie entdecken, daß es bei den Edelantiquaren, mit wenigen Ausnahmen, eher noch belämmernder zugeht als in den mittleren und unteren Regionen. Wer spricht über Liebedienerei, über Abjagen von Titeln und Kunden, über Ankaufsgier und Verkaufsintrigen, über Angeberei und schamloses Vorspiegeln von in Wahrheit kaum angelesenen Fachkenntnissen?

Das wissen die 700 Antiquare minderer Qualität aber nicht, und die 70-80 edlen Antiquare hüten sich wohl, ihnen das zu sagen.

Ich sage das nicht, um den Edelantiquaren eins auf den Kopf zu hauen. Es geht darum, daß´das Börsenblatt sich immer mal wieder, so auch jetzt, hüten sollte, die 70 - 80 Spitzenkollegen allzusehr bauchzupinseln durch einseitige Themenwahl. Indem sie das tut, verprellt sie vier Fünftel der Antiquare, deren Sorgen nämlich auch da sind, die auch ein Recht darauf haben, von Redakteur Biester behandelt zu werden.

Ein Beispiel sei doch angemerkt, auch wenn ich nicht ins Detail gehen mag an diesem Frühlingstag, sondern einen Spaziegang im nahen Sternwald vorgesehen habe.

Redakteur Biester sammelt mit Vergnügen Fachkataloge und Listen. Er verbirgt sie dann in einem rührend verschachtelten und eo ipso unbenutzbaren Listensystem. Die reine Darstellung nutzt fast gar nichts. Wir müssen erst einmal von dem rührenden Irrglauben, bereits die Nennung, das Bibliographieren von Katalogen bewirke irgendetwas, herunterkommen in die rauhe Wirklichkeit, die uns lehrt:

Ohne Sacherschließung u n d gegliederte Darstellung eben dieser Erschließungsquellen läuft gar nichts, verkauft kein Kollege auch nur ein Buch mehr.

Es ist wie in der großen Frage der Verkaufsdatenbank, die uns dieser Tage bewegt, nur en miniature - wir müssen uns ein S y s t e m einfallen lassen, mit dem der Kataloginhalt erschlossen wird. Auch und sogar im Börsenblatt.

Und es muß die Brücke geschlagen werden zu den gut 700 Antiquaren, die auch da sind, die keine Kataloge, keine Listen machen können oder wollen, die aber auch hochgeführt werden wollen zu den lichten Höhen, in denen die Edelantiquare tafeln und Biesters schönen Reden von Kunst und Kultur, von alten Handschriften und jungen Messeprojekten lauschen dürfen.



Die bayerischen Kapuziner, denen das Foto oben gehört, werden mir doch die Ausleihe des hübschen Bildes verzeihen. Bild wird auf einfache Aufforderung hin entfernt.




Sind die Befürchtungen, die wir hegen angesichts des ZVAB-Verkaufs, nur das Geschnatter ängstlicher Waschweiber, benehmen wir uns wie Kinder, die im finsteren Wald Angst haben, weil sich hinter jedem Busch ein böser Mann verbirgt, wer weiß?

Exempla docent, sehen wir uns doch mal an, was schon alles versucht worden ist, um die Antiquare zu beglücken. Ich verzichte auf Namensnennungen, da die Kollegen französische und englische Quellentexte nicht zu lesen belieben, schon deutsche Blogs zu überfliegen ist ihnen zu mühsam, wie unlängst einer dem Börsenblatt gestand.

1.
Das groteskeste Beispiel ist für mich immer noch jenes Verfahren, bei dem die Datenbank den Antiquar auffordert, jedes Buch, das der Antiquar bei ihr einstellt, in corpore, also im Original, ihr einzusenden. Nicht erst dann, wenn die Bestellung vorliegt, sondern sofort, gleichzeitig mit der Titeleingabe. Der Preis wird vom Antiquar gewissermaßen als Nettopreis festgelegt, die Datenbank schlägt eine beträchtliche Summe darauf, ihren Gewinn, und setzt den Endpreis fest, den der Kunde zu zahlen hat.

Die betreffende Datenbank, der Kenner weiß jetzt schon, wie sie heißt, hat damit ihren romanisch-lässigen Mitgliedsantiquaren einen hohen und umständlichen Organisationsgrad abverlangt, der diesen ebensowenig behagen konnte wie der hohe Aufschlag, der auf ihre Nettopreise festgesetzt wurde. Das Verfahren wurde seither öfter verschlimmbessert, ich habe mich nicht mehr näher mit der auch sonst konfusen, ungeschickten Datenbank befaßt, die aber munter floriert und auch Neubücher vertreibt. Dort konnte man etwa Nachdrucke - also nicht etwa Originale - von Gartenlauben-Artikeln, 5 Seiten und 1 Holzstich, für 55 Euro erwerben, und was andere Dada-Ideen mehr waren. In einem schon länger zurückliegenden Portaltest bekam sie, wenn ich mich recht erinnere, von mir als einzige die Note "6".

Hier können wir zweierlei festhalten:

*Das Portal bringt die Individualität des Händlers ganz zum Verschwinden, vertreibt die Ware wie ihre eigene, übernimmt aber auch jedes Risiko, wickelt Rücknahmen ab und garantiert für die Ware (prüft angelieferte Titel aber vor Aufnahme sehr pingelig und ungnädig)

*Das Portal lagert und fakturiert die Titel bei sich, gewissermaßen eine Variante meines vielbelächelten Haus-der-alten-Bücher-Modells.

Wie dann die Bezahlung des Antiquars durch das romanische Portal erfolgt, ist derart kompliziert geregelt, daß ich mich weigere, den Wust hier aufzudröseln.

2.
Fast alle Datenbanken haben einen naheliegenden, pfiffigen Trick eingebaut, mit dem sie verhindern, daß der teilnehmende Antiquar auch selbständig, neben ihr her und provisionsfrei, mit Titeln arbeiten kann, die ihrer Kontrolle entzogen sind. Es wird zwar eine betuliche Unabhängigkeits-Beflissenheit geheuchelt dergestalt, daß der Kunde im Rahmen des großen Verkaufsportals die selbständigen Listen und Kataloge der Antiquare einsehen darf - aber fast immer n u r solche, die der Antiquar auch im Gesamtbestand der jeweiligen Datenbank listet.

Dieses Verfahren ist inzwischen so selbstverständlich geworden, daß uns die kleine Perfidie, die darin verborgen ist, gar nicht mehr auffällt.

*Die Datenbank propagiert imagefreundlich eine Selbständigkeit der Antiquare durch separate Aufrufmöglichkeit ihrer Listen - aber nur solcher Listen/ Kataloge mit solchen Titeln, aus denen die Datenbank volle Provision erhält.

Dazu gibt es Varianten, von denen die Übernahme separierter Titel aus dem Gesamtportal in eine Teil-Datenbank, die der Antiquar in seine eigene Webseite einbauen darf (etwa das Prolibri /Antiquar-Modell) nicht ungeschickt wäre - würde nicht z.B. im Prolibri-Fall eine unglücklicher Webseitennorm die Verhehlung dieses Systems begünstigen und den Antiquar zu, nach meiner Einschätzung, unaufrichtigen Formulierungen verführen, die "meine Datenbank" suggerieren wollen und den technischen Auszug aus dem Gesamtportal den sorgfältig selbsterstellten Webseitenlisten fleißigerer Kollegen gleichstellen möchten.

Auf dieser Schiene wird, so vermute ich, die Entwicklung voranschreiten. Hierdurch kann nämlich ein fortschreitender Verlust an Selbständigkeit kaschiert, dissimuliert, ja geradezu verborgen und ins Gegenteil umgemünzt werden. Kurios, aber durchaus wahrscheinlich:

*Mit zunehmender Gängelung und Abhängigkeitshaltung des einzelnen Antiquars durch das große Verkaufsportal verstärkt sich der Eindruck seiner (vorgetäuschten) Selbständigkeit.

Diese Vortäuschung ermöglicht und unterstützt natürlich die Datenbank bereitwilligst.

3.
Ein von fern vergleichbares System wendet die pfiffige Datenbank an in der Monopolisierungsfrage. Sie wird, notfalls mit massiver finanzieller Förderung, eine "Scheindatenbank" unterhalten, die als Alibifunktion dienen soll. Sie wird die - ganz marginalen - Umsätze dieser Alibi-Datenbank peinlich verhehlen, ihr den Anschein bedeutender Gechäftsvorgänge geben, sie sogar bewerben.

In einer Übergangszeit leisten die bereits bestehenden marginalen Datenbänklein in Deutschland diese Dienste sehr gut.

Womit sich die Frage stellt, ob auch Prolibri/ Antiquariat die Rolle des nützlichen Idioten übernimmt, um dem Amazon-Abebooks-ZVAB-Konzern das Monopolverfahren zu ersparen. Weil sie zweifellos, ganz gegen ihren Willen natürlich, in diese Rolle abzugleiten droht, habe ich in den vorherigen Postings immer auf einem *sofortiges* Handeln von Prolibri /Antiquariat insistiert. Auch in dieser Frage ist der Zeitfaktor ganz wichtig. Wartet Prolibri/ Antiquariat zu lang, dann verpaßt sie nicht nur ihre Einwirkungschance, schlimmer noch, sie übernimmt mit die Alibifunktion für den Amazonverbund.

4.
Hochinteressant ist die Frage, inwieweit w+h/ Wiesler in dem kommenden Spiel - das schon begonnen hat - agieren kann und will. Amazon/Abebooks/ZVAB werden als ein wichtiges Bindeglied zwischen Portal und Antiquar immer sehen die organisatorische "Betreuung" in dem Sinn, daß ihre Dienste für den Antiquar *unentbehrlich* werden. Sie müssen also w+h/ Wiesler irgendwie ablösen, ersetzen oder aufkaufen.

Schon möglich, daß sich die für mich ganz unerklärliche w+h/ Wiesler-Handlungsabstinenz in der jetzigen Lage, sie kommt schon bald einer Handlungsverweigerung gleich, als erklärlichen Grund hat: "Wir würden auch gern von Amazon aufgekauft werden."

Das wird sich w+h/ Wiesler hoffentlich noch überlegen. Denn neben Prolibri/ Antiquariat ist w+h/ Wiesler die einzige Größe, die eine gemeinsame Gegendatenbank gegen Amazon aufbauen könnte. Würde Wiesler sich mit der Prolibri/ Antiquariat-Führung an einen Tisch setzen und frei planen können - dann erst müßte Amazon sehen, daß ihm ernsthaft Paroli geboten würde.

In der jetzigen Lage ist Amazon-Abebooks/ZVAB verletzlich, wie ein Käfer im Stadium der Häutung. Wenige Monate später läuft deren neue Strategie stabil, Amazon ist unverwundbar, unangreifbar geworden.

Nur können wir Wiesler dazu nicht zwingen, und auch die einst von mir nach Deutschland exportierte Genossenschaftsidee im Antiquariatsbereich läßt sich nicht auf Knopfdruck reformieren. Allerdings können die juristischen Probleme mit dem vor vier Tagen hier vorgestellten Parallelmodell eleganz umschifft werden. Prolibri/ Antiquariat könnte sofort handeln.

Was aber jedenfalls möglich ist:

Sofort einen runden Tisch zu veranstalten. Könnte das der neutrale Börsenverein in seiner Buchhändlerschule in Frankfurt organisieren? Die Vorlaufzeit müßte aber äußerst knapp angesetzt werden, 10 Tage vielleicht.

Ein ganzer Samstag am grünen Tisch brächte schon viel.


Das Foto gehört lutterbeker.de. Wir danken für die Verwendungsmöglichkeit. Bild wird auf einfache Anforderung hin entfernt




1.
Die offenbar weitverbreitete Ansicht, daß es mit der Uneinigkeit und sozialen Torheit der Antiquare schlimm bestellt sei und ihnen vernünftiges, vor allem zielgerichtetes Handeln als Berufsgruppe nicht zuzutrauen wäre, stimmt mich traurig.

Fachlich hält man uns durchweg für sehr kompetent, unser kulturelles Image ist oft besser, als wir es verdienen. Hier sprechen wir aber im Gegensatz dazu von der Beurteilung unserer beruflich-gesellschaftlichen Handlungsfähigkeit.

Ernstzunehmen ist das verheerende Image unseres Berufsstands in dieser sozialen Hinsicht vor allem dann, wenn die Urteile von Fachleuten aus ähnlichen, benachbarten Fachbereichen und von ausgewiesenen Experten herrühren.

Was wir selber dazu meinen, ist dagegen tiefer zu hängen, denn einmal sind wir natürlicherweise betriebsblind im eigenen Hause und blicken oft nicht über den Tellerrand der jeweiligen Schicht hinaus, der wir innerhalb des Antiquariats angehören. Ein Ladenantiquar in der Maximilianstraße hat wenig Ahnung von den Sorgen der Internet-Kollegin und Großkistenmatadorin am Kaiserstuhl, Fachantiquare für Mathematik und Physik bringen einem Allroundversteigerer mit Massenbetrieb ebensowenig Verständnis entgegen wie dem Graphikhändler weit draußen in der Märkischen Heide.

Wenn aber Verlagsexperten beim Börsenverein oder Verkaufsspezialisten für Internetportale unsere Berufsgruppe als notorisch handlungsunfähig und zerstritten bis zur völligen Lähmung einschätzen, so tun wir gut daran, das als mehr oder minder gutgemeinte, jedenfalls aber heilsame Mahnung zu verbuchen, als Tadel, mit roter Schrift in unser Deutschheft eingetragen.

Ich habe durch Randbemerkungen wie vor Jahren die des Kollegen Hohmann über die Haltung des Börsenvereins zu den Antiquaren oder die jüngste Einschätzung eines Schweizer führenden Edelware-Fachmanns zur absoluten Sinnlosigkeit beruflicher Reorganisationsversuche im deutschen Antiquariatsbereich mehr gelernt als durch viele lange Analysen, die sich fleißige Antiquare abgequält haben. Auch die in ihrer Kürze vernichtende Berichtigung Axel Gronens zum vorletzten Blogbeitrag macht mich nachdenklich.

Sind wir wirklich de facto handlungsunfähig?

2.
Jene Satire, die der letzte Blockbeitrag darstellt, ist ein Versuch gewesen, eine trockene und schwer verdauliche Situationsanalyse zu vermeiden und dem Leser komplizierte Verhältnisse als unterhaltsamen Stoff nahezubringen. Ich halte den Text für sehr wichtig und bedauere es, daß seine Botschaft nicht herübergekommen ist. Aber besser kann ichs nicht bringen.

Wir sprachen oben von den Blicken des Nachbarn in unseren eigenen Garten, die oft sachkundiger sind als unser eigenes befangenes Urteil. Das gilt nun auch für meine Einschätzung, daß wir es im Kern um einen Angriff von Amazon gegen den etablierten N e u - Buchhandel und die anderen Neubuchversender zu tun haben. Es ist durchaus noch offen, ob Amazon nicht auf längere Sicht zu einem wohlwollenden, gütigen Patron der Antiquare werden möchte. Durch die Quasi-Monopolisierung des deutschen Lesemarktes im Altbuchbereich werden solche Imagemaßnahmen sehr erfolgreich durchzuführen sein.

"Das deutsche Antiquariat i s t Amazon".

Dadurch würde der immer noch etwas kulturlos eingeschätzte Neubuch-Riesenversender Amazon im deutschen Kulturbetrieb quasi über Nacht zum buchkulturellen Großmeister, zur Hochburg der Lesefeinschmecker, zum Bewahrer der Kulturgüter des alten Buchs.

E i n Feuilletonbeitrag der FAZ wiegt hunderttausend Euro Werbegelder auf, wenn dadurch klar wird, daß "Amazon das deutsche Antiquariat i s t".

Handelt es sich also um den beabsichtigten M i ß b r a u c h des Antiquariats im deutschen Lesebereich als kulturelles W e r b e v e h i k e l zugunsten der weiteren, vertieften Eroberung des deutschsprachigen Neubuchvertriebs durch Amazon? Ich habe da gar keinen Zweifel. Die Regeln der Imagepflege und Imagewerbung im Kulturbereich sind leicht zu durchschauen und einfach gehäkelt, zwei rechts, eine links, abnehmen, zwei rechts...

Wenn das so ist, dann können wir Antiquare uns ja beruhigt zurücklehnen. Denn wir werden ja offenbar gebraucht, und geht der Bauer mit seinen nützlichen Tieren nicht pfleglich um?

Leider wäre diese Annahme kurzsichtig. Sehen wir näher hin: Der deutsche Antiquariatsmarkt ist nur darum so gut verwendbar für Amazon, weil Amazon da ein Quasi-Monopol erhalten kann. Sinn hat das aber imagemäßig nur dann, wenn die deutschen Antiquare f o l g e n. Sie dürfen keine Aufmüpfigkeiten, keine destruktiven Aktionen, keine Medienaktionen starten, die

das Amazon-Abebooks-ZVAB-Spiel, le Grand Jeu,

demaskieren könnten.

Folgsame Antiquare erzielt Amazon nur, wenn es sie d i s z i p l i n i e r t. Das Rezept dazu heißt Zuckerbrot und Peitsche. Wie die Landlords vor 200 Jahren in der irischen Tragödie weiß Amazon, daß nur hungrige Antiquare gehorsame Antiquare sind. Erst d i e Wohltat wird dankbar angenommen, die gegen Armut, gegen Zwangslagen und Bedrückungen kontrastiert. Also werden die Antiquare - unfähig, sich gegen das Monopol zu wehren - nach einer ganz kurzen Betüttelungsphase, siehe den letzten Beitrag, eine Zeitlang brutal geknechtet. Dann, aber erst dann erhalten sie fein dosierte Wohltaten, die, wir sagten es schon, in die absoluten P a t r o n a g e von Amazon über das deutsche Antiquariat einmünden.

Wir werden uns bald nach den ZVAB-Tüten zurücksehnen - denn in der Endphase werden wir, "zu unserem Besten", auf Gedeih und Verderb von Amazon "besorgte" Antiquare sein, denen es recht gut geht, weil sie, solange sie, ihrer Freiheit beraubt und zu Wickelkindern des Amazonkonzerns degradiert sind.

3.
Noch ist es nicht zu spät. Gerade weil ich die Strukturen unseres Gewerbes kenne und skeptisch einschätze, sage ich: Es gibt n o c h eine Chance. Sie läuft, in der einen oder anderen Form, über meine Idee eines niedrigschwelligen Gesamtvereins, der die eine einzige Aufgabe hat, Träger der selbständigen Verkaufsdatenbank zu sein.

Und was für eine Datenbank man wählt, ist im Grunde eine zweitrangige Frage. Welche Nebel die Gehirne der jetzigen Chefs der genossenschaftlichen Datenbank umwölkt, sodaß wir immer noch nicht ihr neues Gesamt-Aktionsprojekt vorgelegt bekommen haben, das weiß der Kuckuck. Wenn es so zugeht dort, wie ich befürchte, dann sind die Zustände bei der Leitung eher k a f k a e s k . Sollte das der Fall sein, würde ich Herrn Wiesler aufrufen - machen Sie dann eben Ihre Datenbank zur neuen unabhängigen Bücherportal.

Warum wird das nicht diskutiert?

Deshalb eine ganz schüchterne Frage zum Schluß - wie kommt es nur, daß der Börsenverein ausgerechnet jetzt die Kommentarspalten schließt?



Liebe Alice Schwarzer, nein, das Bild "Römischer Sklavenmarkt" ist nicht jugendpornographisch. Es trägt den Untertitel "Das Amazon-Management bei der Musterung des soeben eingekauften deutschen Antiquariats"





Handbuch
für die Mitarbeiter des Amazon-Abebooks-ZVAB-Verbunds


Liebe Mitarbeiter,

Amazon begrüßt seine alten, besonders aber die neu hinzugekommenen Konzernangehörigen im Bereich des Verkaufs antiquarischer Bücher.

Wir sind ein großes Stück verangekommen in der Strategiesparte "Eroberung des deutschsprachigen Buchmarktes" Bekanntlich stehen wir im Angriff auf die konkurrierenden Buchhandlungen und N e u buch-Verkaufsportale in ermüdenden Grabenkämpfen, nicht zuletzt durch den hinhaltenden Widerstand des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Grossisten und Verleger haben die harschen Auseinandersetzungen der letzten Jahre mit unserem Konzern nicht vergessen und vorderhand erscheint es nicht sinnvoll, den Druck auf Verleger und Grossisten (Sonderrabattierungen) zu verstärken. Auch würde ein Taktieren mit Ladenketten oder Buchklubs im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sinnvoll sein.

Während also im deutschen Neubuchbereich nur ein zielstrebiges Weiterarbeiten im Portalverkauf geplant werden kann, werden wir - Sie haben diese Information streng vertraulich zu behandeln - durch die Hintertür der A l t buch-Verkaufsportale in den Neubuchreich des Börsenvereins und seiner Mitglieder einbrechen.

An dieser Front ist die Wachsamkeit von Verlegern und Buchhändlern erfahrungsgemäß herabgesetzt. Vereinsintern gelten Antiquare als zerstrittene Chaoten, deren Arbeit man nicht recht ernstnehmen mag und für die man, wenn überhaupt, nur halbherzig eintritt. Da die meisten Antiquare kleine Mittelständler sind, verwehren ihnen schon die für sie sehr drückenden Mitgliedsbeiträge den Beitritt im Börsenverein.

Die eigenen Interessensverbände der Antiquare sind nicht nur untereinander zerstritten, sie spiegeln die sich zum Teil widersprechenden Interessen der Antiquare in absurder Weise wieder, legen so ohne Mitwirkung von außen ihre Aktionen selber lahm und sind weit davon entfernt, über eine einheitliche Berufsvertretung zu verfügen.

Während die Antiquare also ganz hilflos und zu keiner Abwehr fähig sind, haben sie innerhalb der Kulturwelt und der Leitmedien ein erstaunlich hohes und nur selten hinterfragtes P r e s t i g e. Das Buchantiquariat eignet sich - dies ist die eigentliche Motivation unseres ZVAB-Kaufs - hervorragend zum Prestigegewinn gerade auch im Neubuchbereich. Amazon gilt ja in den Leitmedien immer noch als ein der Kulturlosigkeit verdächtiger Massenversender von durchschnittlicher Literatur zum Niedrigpreis, auch wenn das in letzter Zeit seltener gesagt wird und so auch nicht mehr zutrifft.

Wir wiederholen: Für einen Massenversender von Neubüchern ist die A l l i a n z mit dem Antiquariat höchst nützlich, weil es ihm einen Imagetransfer ermöglicht. Unsere - weiterhin geheimzuhaltende - Strategie geht also dahin, das Imageprofil

(AUCH) DIE DEUTSCHEN ANTIQUARE S I N D AMAZON

aufzubauen und durchzusetzen.

Wir von Amazon nutzen die deutschen Antiquare mithin als Vehikel, um massiv in den Neubuchverkauf einzubrechen.

Es muß erreicht werden, daß die Antiquare auf diese Weise im deutschen Lesebereich zum Mörder, zum Verderber der Neubuchhandlungen werden.

***Wir werden das nie so sagen, den Imagetransfer aber genauso handhaben.

Das Publikum wird auf diese Idee niemals kommen, es ist stattdessen mit der Frage beschäftigt, was Amazon denn in aller Welt dazu bewegen mag, die Altbuchsparte zu pflegen. Wir erleichtern solche - hocherwünschten - Gedankengänge, indem wir voll auf den Trick des SPONSORINGS für das Antiquariat setzen. Alle unsere Aktionen müssen so wirken, als seien - von Rheinbaben hatte das vor Jahren schon vorformuliert - die Antiquare das "Sahnehäubchen" auf unserer Konzernarbeit.

Deshalb werden wir in erster Zeit die Gebühren nicht erhöhen und die vom Amazon/ Abebookskonzern im angelsächsischen Bereich angewandten Grausamkeiten und Folterschrauben den Antiquaren gegenüber fürs erste n i c h t anwenden. Vielmehr entfalten wir als Amazon-Konzern ein breitangelegtes Fördern und Bauchpinseln der Antiquare, ermöglichen ihnen Studienreisen, Arbeitstagungen, fördern ihre Messen und Märkte und achten darauf, sowohl die Edelantiquare als auch die kleinen Internethändler zu unterstützen.

Leider müssen Sie, liebe Mitarbeiter im Amazon-Abebooks-ZVAB-Konzern, dabei den Spagat fertigbringen, die beiden ohnehin zerstrittenen Hauptschichten des Antiquariatsgewerbes weiterhin ZERSTRITTEN zu halten, ihre Differenzen zu verstärken, jede Einigung zu verhindern durch kluges Taktieren. Es muß um jeden Preis vermieden werden, daß die Antiquare etwa zu einer einheitlichen Berufsvertretung finden - dann könnten sie unsere Aktionen ja durchschauen und sich dagegen wehren.

Nur zerstrittene Antiquare sind gute Antiquare!

Das ZVAB hat in der meinungsbildenden Kulturwelt ein überraschen hohes Prestige, was vom deutschen Abebooks-Zweig nicht gesagt werden kann. Dieser hat bei Antiquaren wie bei Kulturträgern ein eher etwas schäbiges Image.

Wir von Amazon benutzen daher das ZVAB, um den IMAGETRANSFER vom ZVAB her zu Abebooks ähnlich durchzuführen wie eine Bluttranfusion. Das neuerworbene ZVAB wird langsam zum Ausbluten gebracht, indem ihm die Imagewerte und Teile der Gestaltung entzogen und in Abebooks eingebaut werden. Die AUSBLUTUNGSFRIST setzen wir auf ein halbes Jahr an. In einer weiteren Übergangsphase firmiert Abebooks als "Abebooks - ZVAB", bis der zweite Namensteil dann endgültig verschwindet.

Über den Zeitpunkt und die Art der Eingliederung von Abebooks in den Amazon-Portalverbund wird ja, wie Sie wissen, in absehbarer Zeit weltweit entschieden werden. Bitte führen Sie den Imagetransfer und die ZVAB-Ausblutung unabhängig von der kommenden Abebooks-Eingliederung in das Amazonportal durch.

Nun noch ein Wort zu den zu erwartenden Widerständen und Problemen.

Aus den Winkelzügen, mit denen das ZVAB vor einer Reihe von Jahren einem drohenden Monopolverfahren entgehen konnte, werden wir lernen. Zwar sind die Prozentzahlen der Marktbeherrschung im Altbuch-Portalabsatz heute noch dramatisch höher als damals, aber wir können die 85-90 % der Abebooks-ZVAB-Marktbeherrschung, wie sie jetzt besteht, glänzend parieren mit dem Hinweis auf die Altbuchverkäufe bei Ebay. Das Kartellamt wird nie verstehen können (was wir sehr wohl wissen, aber immer bestreiten werden), daß und weshalb der Altbuchverkauf über Ebay etwas völlig anderes darstellt, vor allem für den einliefernden Händler, als es beim ZVAB/ Abebooks der Fall ist. Von daher droht keine Gefahr, es wird erst gar nicht zu einem Verfahren kommen.

Da den Antiquaren eine einheitliche Interessensvertretung fehlt und sie heillos untereinander zerstritten sind, kann mit einigen Tricks bei der Steigerung des Würgens durch unsere Monopolgarotte ihre Aufmerksamkeit verhindert, ihr Durchblick vernebelt und ihre Naivität ausgenutzt werden.

Besonders hoch setzen wir die schöne Auswirkung von Sponsoring, vom Angebot von Hilfsmitteln, Kongressbeiträgen usw. an. Auch werden wir, worauf der Konzern besonderen Wert legt, die Gebühren und Bedingungen beim ZVAB nicht erhöhen bzw. verschlechtern. Das machen wir etwas eleganter. Es gilt dann nach wenigen Monaten (also nach der Zeit der oben erwähnten ersten Ausblutungsphase des Imagetransfers) folgende Anweisung:

Es ist ein "Grund" zu finden, der es "zwingend notwendig" macht, "gerade im Interesse der Antiquare selbst", das ZVAB in Abebooks zu überführen.

Zu diesem Zeitpunkt - aber erst dann - können und sollen den Antiquaren zum ersten Mal die Folterwerkzeuge vorgezeigt werden: Die Migration zu Abebooks wird von uns g e f o r d e r t werden. Der dann entstehende Widerstand wird durch Klarmachen der fehlenden Alternative gebrochen werden: Wer nicht migriert, der "soll sehen, wie er sonstwie seine Bücher im Netz verkauft". Er hat dann nur noch die Alternative, zu - verhungern, oder zu Abebooks zu migrieren. Bei dieser Gelegenheit werden die Gebühren auch bei Abebooks erhöht, die Bedingungen verschlechtert.

Zu diesem Zeitpunkt wären Gegenreaktionen nur noch von Ebay zu erwarten. Ebay hat sich aber in den letzten Jahren als konstant unbeweglich gezeigt im Altbuchverkauf, als unfähig und unwillig, diese Sparte innovativ zu begleiten oder zu fördern, sodaß keine Gefährdung unserer Ziele aus der Ebay-Ecke zu erwarten ist.

Bei alledem soll, gerade auch zum kritischen Zeitpunkt der ZVAB-Migration zu Abebooks, die massive Kampagne der kulturellen Förderung, der Hilfe und Betüttelung der Antiquare durch Amazon fortgeführt und verstärklt werden. Es soll auch der Eindruck der "undankbaren" Antiquare erweckt werden, für die "Anmazon/ Abebooks doch so viel tut".

Abschließend bitten wir alle Mitarbeiter, das große Ziel im Auge zu behalten - indem wir das positive Image des Buchantiquariats in der deutschen Kulturwelt zu Amazon hin transferieren, erhalten wir eine geistige Waffe zur Eroberung des deutschen Neubuchmarktes, zur Zerstörung des deutschen Ladenbuchhandels und zur Knebelung der deutschen Verleger.


Leitender Direktor AMAZON


Dies ist auch eine Satire, aber nicht nur.


Das Foto gehört rp-online, wir danken für die Verwendungsmöglichkeit. Foto wird auf einfache Anforderung hin entfernt.

Es gibt Szenarien, die man aus der Ferne als betrüblich, aber doch harmlos angesehen hat - sei doch nicht so skeptisch, Mulzer, betrachte nicht alles so düster, entwirf nicht Katastrophenszenarien, sondern sei vergnügt und denke positiv. Jawoll, bittesehr.

Dann kommt man aus aktuellem Anlaß in Berührung mit der betreffenden Situation, beguckt sie sich von Nahem - und ist entsetzt, daß alles in der Realität noch viel schlimmer ist. Positives Denken - daß ich nicht lache!

So geht es mir seit meinen bescheidenen Email-Aktionen mit der Zerstrittenheit der werten Kollegen, einer Frage, die mir bisher eher nebensächlich schien. Zwar munkelte man von ernsten Differenzen, Kollegen wie Erthal und Plocher sollten sich zu Zeiten gewaltig aufgeregt haben, aber war solche Uneinigkeit erntzunehmen? Versammelte der edle Verband und eine idealistische Genossenschaft nicht dann doch wieder die Schäflein friedlich in der jeweiligen Hürde, war alles vielleicht gar nicht so schlimm?

Die Rückmails, die mich seit vorgestern erreicht haben und die ich selbstverständlich diskret behandle, sind da außerordentlich skeptisch. Die Zerrissenheit, das Konfliktpotential unter den Antiquaren scheint einen Grad erreicht zu haben, der nur noch erschrecken kann. Ich bin ja, wie Sie wissen, vom wichtigsten Forum der Antiquare, noch ehe ich dort auch nur einen Ton sagen oder schreiben durfte, schnippisch ausgeladen worden, schaue also von einem anderen Planeten auf die Antiquare herunter und stelle mir diese und jene antiquarische Idylle vor.

Aber nun stehe ich wie der Ochs am Berg vor jener Katastrophe, die mir in den Emails geschildert und bestätigt wird. Mich bewegt dabei nicht der aktuelle Stand bestimmter Auseinandersetzungen, sondern die Entschiedenheit, mit der die Antiquare selbst überzeugt sind von der heillosen Zerstrittenheit ihrer Kollegen.

Aber nicht nur sie geben irgendeiner Einigung innerhalb unserer Berufsgruppe keine Chance. Axel Gronen, Altmeister des Verkaufsdatenbankwesens und langjähriger Ebay-Experte, schätzt ein, daß es keine Chance gebe, die Uneinigkeit der Antiquare zu überwinden. Monopolklagen hält er in diesem Fall für nicht zielführend.

Angesichts dieser betrüblichen Lage möchte ich Sie an den Blogbeitrag von gestern erinnern, in dem ich Grundlinien für einen Verein entworfen hatte. Sie sind, so meine ich, geeignet, auch die zerstrittensten Kollegen an einen Tisch zu bringen.

An Kollegen Pardun richte ich die Aufforderung, er möge sich mit mir zusammen an einen Generalplan setzen, den wir dann den Antiquaren vorlegen. Er arbeitet, wie ich ja auch, sehr schnell, da sollten wir was auf die Beine stellen können.

Der Vereinsentwurf von gestern könnte eine gute Ausgangsposition sein.





Im dritten Teil seiner Ausarbeitungen zum Thema "ZVAB – Fusion, Folgen und Chancen (3/3) " beglückt uns Kollege Pardun mit dem ganzen Füllhorn seiner Antiquariatswissenschaft.

Ich habe ja nun aus früheren Fehlern gelernt und bemühe mich tapfer, meinen Hang zu persönlichen Angriffen zu bekämpfen. Es ist nicht fair, unbekannte Menschen aus der Ferne verbal niederzumachen, denn lernt man sie später von Angesicht zu Angesicht kennen, dann versteht man ihre besondere Art viel besser und bedauert die stattgehabten Auseinandersetzungen, wenigstens in der Form, oft auch im Inhalt. Dies ist auch der Grund für die wiederholten Titeländerungen meiner Blogs in den letzten Jahren. Abgebrochene Blogs verschwinden sehr bald im Googleschen Sumpf des Vergessens. Also gehen wir in Zukunft freundlich miteinander um.

Aber es gibt Grenzen. Wo diese überschritten werden, muß Klartext gesprochen werden. Ich will versuchen, anstelle eines unfreundlichen Referates ins Positive gewendet einige Thesen aufzustellen.

1.
Die Verhältnisse im gesamten Bereich des Antiquariats / der alten Bücher / der Büchersammler s i n d so, wie sie sich derzeit darstellen. Es handelt sich da nicht, wie uns Pardun glauben machen will, um veränderbare Größen. Wir haben als kleine und mittlere Händler die Fakten erst einmal a n z u n e h m e n.

Pardun sieht die Fragen des Antiquariats als ein weites offenes Feld, das wir nur recht zu beackern haben, in dem wir Hecken pflanzen und Wiesen bewässern können, auf dem wir Vieh weiden und Molkereien einrichten dürfen, für das wir Fruchtfolgen und Erzeugerpreise festlegen sollen - Go West...

Kommen Sie herunter vom Pferd, lieber Kollege, und erkennen Sie, daß nicht jungfräuliches Land vor uns liegt, sondern eine festzementierte Großstadtlandschaft. Jede noch so kleine Veränderung ist unendlich mühsam und langwierig, alles ist bereits festgelegt, vorkonstruiert, läuft in den Bahnen, die man uns vorgezeichnet hat.

Ich bin, wie Sie, Hauptfachsoziologe, wenn ich mich im Unterschied zu Ihnen auch hüte, das zu plakatieren, wohl wissend, daß es bei den meisten unserer älteren Kunden und auch bei vielen Kollegen keine Empfehlung, sondern eine Schmach ist, dieses gefährliche Fach studiert zu haben. Sowas hält man lieber geheim. Den Nebenfachjuristen lasse ich dagegen gern heraushängen.

Will sagen, ich verstehe Ihre Sichtweise, muß sie aber als unangemessen und als wenig hilfreich bezeichnen immer dann, wenn es um b e r u f l i c h e Hilfestellung geht. Die Kollegen brauchen konkrete, umsetzbare, nützliche Hinweise, Ideen, Ratschläge, Auswege, nicht Wolkenschiebereien.

Greifen wir ein Feld heraus, auf dem ich mich auskenne. Wie kommen Sie nur darauf, das Kapitel unseres Verhältnisses zu den Bibliotheken derart leichtfertig anzusprechen? Dieses Feld gehört zu den betrüblichsten und zugleich absurdesten, mit denen es unser Berufsstand derzeit zu tun hat.

Es gilt zunächst, sich in die Bibliothekare hineinzudenken. Sie sitzen zwischen allen Stühlen, Digitalisierung, neue Einschätzung wenig benutzter Altbestände, ungebrochene Fotokopieseuche vor allem unter den Studenten, teils beängstigend wachsende Geldforderungen der Fachverleger, unzureichende Vertretung in den politischen Budgetierungsinstanzen, (noch immer!) das Chaos uneinheitlicher Bibliographien, (noch immer!) die Unordnung und Mühsal bei Fernkopien und in der Fernleihe, undsoweiter, undsofort.

Warum bitte haben wir Antiquare uns nicht durchgerungen dazu, gemeinsame Angebote zu machen in der Art, daß anhand der Bibliothekskataloge gezielt fehlende Titel aufgelistet werden, unter Beachtung des IuD-Programms und der SdD, in Gemeinschaftsarbeit aller Kollegen - welcher Referent in einer Bibliothek hat denn sonst Zeit, antiquarische Titel zu finden und zu bestellen? Ich habe das schon in der Hess-Runde seitenweise vorgeschlagen und gefordert. Was hat sich getan - nichts! Das "Bibliotheksprogramm" des ZVAB ist im Vergleich dazu nur Schönfärberei und Augenwischerei. W i r haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht!

Das ist nur ein Beispiel von mehreren Chancen und Problemen, die konkret im Bibliotheksbereich anstehen. Was lese ich davon bei Ihnen?

2.
Ist es wirklich so schwer, das Verhältnis der Antiquare zu ihren Kunden auf einfache Weise darzustellen? Ich mag das nicht glauben. Greifen wir ein Beispiel heraus.

Für die älteren Titel der unteren und mittleren Preissegmente vor 1945 außerhalb unserer wenigen Sammelgebiete gilt, daß es dafür immer weniger Käufer gibt. Man wird sie, wenn erst die Herstellung guter gebundener Laserdrucke für jedermann möglich sein wird, bald einmal makulieren dürfen.

Nicht nur für dieses Drittel unserer typischen Lagerbestände, sondern für den Absatz aller antiquarischer Bücher, sofern sie

*keine Gebrauchsliteratur mehr darstellen (weil überholt, vergessen, aus der Mode) und
*keinem der wenigen bestehenden Sammelgebiete angehören (wie Kochbuch, Zensur, Handwerkstechnik, Pornographie, Revolution),

müssen wir uns unsere Kunden neu backen. Das klingt bei Ihnen auch an, ehe es dann wieder im Meer Ihrer allgemeinen Betrachtungen zur Weltlage untergeht.

Hier ist doch die Lösung ganz einfach, jedenfalls in der Theorie, und auch deren Umsetzung wirft eher bescheidene Probleme auf - sie muß nur in Angriff genommen werden! Ich spreche von der Umwandlung auch unseres unteren und mittleren Antiquariatsgutes in S a m m l e r w a r e und der Verführung neuer Kundenschichten zum Büchersammeln in einer ganz neuen Form. Das sind konkrete Fragen, die sofort und mit aller Energie diskutiert werden müssen. Hier sind, auch wenn das manchem hochkulturellen Edelkollegen nicht gefallen mag, Anleihen beim Briefmarkensammeln auf breitester Ebene zu machen.

3.
Als Deutschlehrer würde ich Sie zeihen, das Thema Ihres Aufsatzes verfehlt zu haben insofern, als Sie vom Ankauf des ZVAB durch die Amazonkrake kaum etwas schreiben, was nach konkreter Analyse aussieht, von Handlungsanweisungen zu schweigen . Gehören Sie zu jenen Soziologen, die mir immer unverständlich geblieben sind, weil sie von der Wirtschaft und ihren Gesetzen wenig wissen wollten und hochmütig auf ihre minderen Brüder von der Volks- und Betriebwirtschaft herabzublicken pflegen? Das will ich nicht hoffen.

Dann bequemen Sie sich aber auch dazu, klar zu sagen, wie verheerend und verderblich jede Monopolisierung sein kann, was ihre Verbergungstricks sind, wie sie sich zu vertuschen und schönzureden pflegt. Mancherorten klingt das schon in den (bisher spärlichen) Kommentaren der Presse durch, da wird von "Fusion" gesäuselt, von "neuer Zusammenarbeit" getönt, es werden gar "Synergieeffekte" bemüht. -

Ja, freilich, es ist die Synergie der vereinfachten Tierhaltung jener Schafsrasse, die auf den Namen "Antiquare" hört.

Ich möchte in einem meiner nächsten Beiträge ausmalen, wie wir uns das kommende Szenarium einer Amazon - Abebooks - ZVAB - Wirtschaft im einzelnen vorzustellen haben.

Noch bin ich nicht von meiner schweren Grippe genesen. Der Sonntagskaffee wartet auf mich, und den lasse ich mir jetzt nicht nehmen. Ich bitte Kollegen Pardun, mir nicht allzu böse zu sein über meine kritischen Zeilen.


Dem "Filmposter-Archiv" http://www.filmposter-archiv.de/ sei ausdrücklich gedankt für die Wiedergabemöglichkeit des Filmplakats. Die Seite ist besuchenswert!




Vorerst alleiniger Zweck des Vereins ist die Abwehr gegen die jetzt vollzogene Monopolisierung und drohende Gängelung des Internetabsatzes der Antiquare im deutschen Sprachgebiet durch Amazon. Dem Großverband Amazon - Abebooks - ZVAB wird eine eigene, unabhängige Verkaufsplattform entgegengestellt, deren ideeller Träger der Verein ist.

1.
Der Verein gibt sich den Namen

Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Antiquare - Antiquariatsverein -
in Deutschland, Österreich und in der Schweiz

mit der Kurzform "Antiquariatsverein".

Zweck des Vereins ist die Unterstützung einer konzernfreien, nicht weisungsgebundenen und nicht profitorientierten Verkaufsdatenbank für alte Bücher, Manuskripte, Kunstblätter mit der Möglichkeit einer Erweiterung zu Netzversteigerungen hochwertiger Bücher usw.

Mitglied kann jeder Antiquar werden, der versichert, überwiegend und beständig vom Handel mit alten Büchern, Manuskripten bzw. Kunstblättern zu leben. Geschäftsanmeldung oder Ausbildungsnachweis ist nicht erforderlich, jedoch kann die Vereinsleitung in einstimmiger Entscheidung offensichtlich ungeeignete Mitglieder ausschließen.

Die Vereinsmitgliedschaft ist jederzeit mit Wirkung zum Ende eines Jahres kündbar.

Die Vereinsmitglieder schreiben sich je nach Ertragslage ihres Geschäfts mit einem selbst eingeschätzten Jahresbeitrag ein. Er darf nicht unter 5 Euro betragen.

Die teilnehmenden Antiquare wählen in elektronischer Abstimmung drei Kollegen zum Vorstand. In allen anstehenden Fragen entscheidet der Vereinsvorstand durch einfache Mehrheit, nur bei Ausschlußverfahren oder Satzungsänderungen ist Einstimmigkeit erforderlich. Eines der Vorstandsmitglieder soll Österreicher oder Schweizer sein.

Jedes Mitglied verpflichtet sich ehrenwörtlich, alle Titel, die es in anderen Verkaufsportalen anbietet, a u c h in der gemeinsamen Datenbank des Vereins zu listen. Angebote des Antiquars, die er auf seiner eigenen Webseite anbietet, fallen nicht unter diese Verpflichtung.

2.
Übergangsbestimmungen für das Verhältnis zur bisherigen Genossenschaft (GIAQ)

Die Genossenschaftler setzen ihre Rechtsform und ihre Beteiligung an der Datenbank "Antiquariat" unverändert fort. Will ein Vereinsmitglied, das bisher nicht Mitglied der Genossenschaft ist, Anteile am Verkaufsportal erwerben, muß es der Genossenschaft beitreten.

Die Doppelmitgliedschaft bisheriger Genossen im Verein und in der Genossenschaft ist nicht nur möglich, sondern als Regelfall erwünscht.

Ob und wie die Genossenschaft in eine Vereinsform überführt wird, mit Umwandlung der Genossenschaftseinlagen in einfache Kapitalbeteiligung an der Verkaufsplattform, bleibt den Genossenschaftsmitgliedern überlassen.

3.
Der Verein hat kein Weisungsrecht an die Verkaufsplattform "Antiquariat", wohl aber darf und soll er mit einfacher Mehrheit Empfehlungen aussprechen. Die Datenbank wird solchen Empfehlungen in der Regel nachkommen.

Jedes Mitglied wirbt auf Briefbögen und auf seiner Webseite mit dem Logo "Mitglied des Antiquariatsvereins in Deutschland, Österreich und in der Schweiz".

Zur internen Kommunikation wird eine nichtöffentliche Mailingliste nach Vorbild der früheren "Hess-Runde" verwendet. Die dadurch erforderliche strenge Schriftform ist geeignet, den Stil der Kommunikation auf einem hohen Niveau zu halten, sie erleichtert auch die fortlaufende Ablage der Korrespondenz durch jedes Mitglied.



Die alten Herren vom FC Germania 07 werden humorvoll genug sein, um uns die Ausleihe ihres Jubiläumsfotos nicht übel zu nehmen. Bild wird auf formlose Anforderung hin entfernt.




Es geht darum, einfache Sachverhalte verstehbar darzustellen. Auch auf die Gefahr hin, schnöder Versimpelung verdächtigt zu werden.

Welche Prozentzahlen des Internetabsatzes der nun entstandene Amazon-Abebooks-ZVAB-Haifisch abdeckt, kann ziemlich genau abgeschätzt werden, wenn man den Unschärfefaktor "Ebay" außen vor läßt. Hier ist der Absatz ja gesplittet in echte Versteigerungsware und Ladenware zu Festpreisen, noch weiter kompliziert durch Preisvorschläge und (in Vorbereitung) "Inserate". Vernünftige Zahlen hierzu gibt es nicht, auch weil die Ebay-Antiquare eher eine Sonderstellung in Angebot und Geschäftsauffassung einnehmen, mithin untypisch sind für das Antiquariat. 8-15 % des Internetabsatzes dürften auf Ebay entfallen.

Die Existenz der Büchersparte von Ebay übrigens, in solchen Dingen dürfen Sie mir vertrauen, wirkt sich in der Frage einer juristischen Klärung der Monopolfrage der neuen Amazonkrake verheerend aus, denn anders als die marginalisierten anderen Datenbänklein kann Ebay von Amazon als Gegenbeweis herangezogen werden - schaut her, das Monopol besteht ja gar nicht, Ebay ist da.

Wir könnten schon begründen, warum und inwiefern Ebay mit Amazon aus der Sicht des Antiquars nicht vergleichbar ist, aber das versteht kein Richter. Bitte lasset jeden Gedanken an eine Monopolklage fallen. Es hat keinen Sinn und bindet nur Kräfte, wirkt aufschiebend und verhindert energisches Handeln j e t z t.

Der Amazon-Haifisch deckt rund 80 - 90 % des Internetabsatzes antiquarischer Bücher im deutschen Sprachraum ab. Ich warne noch einmal, aus fremdsprachiger Literatur, von internationalen Dienstleistern, durch Auslandskooperationen irgendetwas erreichen zu wollen. Da müssen die bibliophilen Spitzenantiquare umdenken, denn ihre Internationalität betrifft die anderen Antiquare ganz und gar nicht. Der deutschsprachige Altbuchmarkt ist eisern eingegrenzt auf sich selbst - weshalb sich jedes Monopol hier grausam auswirkt, ganz anders als im Universum der Weltsprachen.

Wenn wir gerade beim Zerstören von Illusionen sind: Ganz sicher wäre ein organisierter Webseitenverbund eine echte Chance gewesen. Die Teilnehmer waren aber aus dem Tiefschlaf nicht aufzuwecken, auch ich habs aufgegeben. Wenn Kollegen einfach nicht wollen, kann man sie schließlich nicht zum Jagen tragen.

Die Qualität der Antiquariats-Webseiten sehe ich etwas positiver als Parduhn. Gerade weil ich einige davon kritisch unter die Testlupe genommen hatte, die betreffenden Antiquare erinnern sich mit Schaudern daran, sehe ich überwiegend ein löbliches Engagement. In anderen Branchen sind die Webseiten auch nicht viel besser; der Kunde akzeptiert vieles geduldig.

Nur eben hat die unerbittliche Statistik gezeigt, daß der Absatz im Antiquariat über Geschäftswebseiten in aller Regel zwischen 3 und 15 Prozent des Gesamtabsatzes der Firma dahindümpelt und sich der Aufwand, sofern man ihn nicht unter "Imagepflege" verbuchen will, einfach nicht lohnt. Das mag damit zusammenhängen, daß die einzelne Webseite nicht gefunden wird im Netz. Die Versuche, Portalseiten, Vernetzungen, Findemittel zu bauen, sind einfach viel zu ungeschickt gewesen, ich sah das wieder letzte Nacht, als ich für meinen Aufruf aus der Prolobri/Antiquariat-Übersicht einige Webadressen herauskopieren mußte. Gut gemeint, aber webtechnisch nicht wirksam gemacht.

Überhaupt ist es für alle Maßnahmen solcher Art jetzt zu spät. Um im Netz mit etwas Neuem zum Tragen zu kommen, sind Vorlaufzeiten von Monaten, wenn nicht von Jahren notwendig.

Ich bitte jene Kollegen, deren Absatz über Messen, über schöne Kataloge und pfiffige Listen, über angesehene Ladenantiquariate läuft, zweierlei zu bedenken:

Sie gehören in aller Regel zu den tonangebenden, man darf sagen f ü h r e n d e n und meinungsbildenden Schichten des Gewerbes. Das legt ihnen eine Verantwortung auf, auch für ihre kleineren Kollegen zu denken, zu planen und zu handeln. Geschieht das nicht, dann werden die Geschicke des deutschen Antiquariats weiterhin gelenkt durch solche Antiquare, die den status quo eigentlich ganz erfreulich finden, denen die Monopolverhältnisse in Bücherportalen wenig Kopfzerbrechen bereiten - und die aus ihren 10 % Gewerbeanteil heraus die restlichen 90 % der Antiquare mit deren Sorgen und Nöten im Regen stehen lassen.

Neben dieser Verantwortung, an die zu erinnern Anlaß ist, muß ich die Spitzenantiquare auch bitten, sich ein Szenarium vorzustellen, in dem, warte nur balde, auch ihre Interessen durch eine weitere Verlagerung hin zum Netzabsatz empfindlich gestört werden, wenn e i n e Krake den Netzabsatz im deutschen Sprachraum beherrscht. Auch sie sind vor kommenden Entwicklungen nicht gefeit, die vermutlich den Internetverkauf weiter beflügeln werden.

Auch sind meine Ideen, die ich in meinen Vorgängerblogs (und bis zur Sperrung der Kommentarfunktion für alle Antiquare unlängst im Börsenblatt-Netzdienst) zum Thema einer kommenden Verlagerung unseres Auktions- und Messewesens ins Internet dargelegt hatte, auf eine Aufmerksamkeit gestoßen, die ich so nicht erwartet hätte. Wenn mich mein alter Zeitungsinstinkt nicht täuscht, habe ich damit in ein Wespennest gestochen. Dieser Gedanke wird zur Zeit von mehreren Seiten her durchgeplant - und auf eine oder andere Weise würde ihn die neue Krake verwirklichen - schon weil sie den Generalangriff auf Ebay plant. Was alles bedeutet, daß sich auch die jetzt noch vom Netzabsatz unabhängigen Edelantiquare sehr energisch um die Brechung des neu entstandenen Amazon-Monopols kümmern sollten.

Das für uns nun notwendige technische und taktische Vorgehen liegt auf der Hand, ich hatte es vorgestern hier schon dargestellt, fasse es nochmals zusammen.

Anders als noch vor wenigen Jahren ist die technische Planung und Unterhaltung einer Bücherdatenbank kein Hexenwerk mehr. Im Prinzip kann jede ordentliche Verkaufsdatenbank herangezogen werden. Ich halte, mit eher geringen Einschränkungen, Prolibri/ Antiquariat für gut geeignet, wenn eine unabhängige Datenbank der Antiquare gegründet werden soll.

Der Absatz eines Altbuchportals ist fast ausschließlich abhängig vom Image, vom Bekanntheitsgrad im Netz, von der Finde- bzw. von der Ermittlungsmöglichkeit durch mögliche neue Altbuchkäufer und der Nutzungsfreude, der Gewöhnung und Beliebtheit durch/bei eingewöhnten Altbuchkäufern, Bibliotheken usw.

Es ist daher ungeheuer wichtig, jetzt nicht hastige Überlegungen anzustellen, was eine "neue" Datenbank auszuzeichnen habe, womit man sie technisch-taktisch beflügeln, anstoßen könnte. Allen solchen Versuchen gegenüber muß man betonen: Die geeignete Datenbank ist schon da, sie hat zwar die falsche juristische "Verfassung", aber das macht zunächst einmal rein gar nichts aus.

Jede, aber auch jede Überlegung muß sich darauf richten, wie die neue Datenbank b e k a n n t und b e l i e b t werden kann. Das ist, wir führten es gerade aus, keine Frage irgendwelcher technischer Vorzüge gegenüber dem ZVAB oder (gar) gegenüber Abebooks. Sondern es ist eine Frage der Bekanntheit, der S y m p a t h i e im Netz. Was wir jetzt durchdenken müssen, richtet sich ganz ausschließlich auf

*Netz - P s y c h o l o g i e.

Auch sollten wir uns einrichten auf Winkelzüge des neuen ZVAB und von Abebooks. Wir wurden vom ZVAB, sagen wir es juristisch wasserdicht, "etwas getäuscht" bezüglich seiner beabsichtigten Unabhängigkeit. In ähnlicher Weise wird man uns in den kommenden Wochen "etwas täuschen". Da mag dann sogar ein Unabhängigkeitsrat für das neue ZVAB gegründet werden, mag den Antiquaren feierlich versprochen werden, es gebe nun wieder einen "Beirat" und was andere Maßnahmen sein mögen, die alle nur ein Ziel haben, V e r n e b e l u n g. Bis dann, zwei Jahre später, der Hai das Maul wieder einmal aufreißt, das ZVAB verschwindet und bald auch Abebooks.

Dann sind wir Amazon-Knechte und seufzen in der Amazon-Galeere an den langen Rudern.

Der Plan, den ich vorgestern in diesem Blog dargestellt habe, ist ebenso einfach wie, gestatten Sie die tadelnde Feststellung, längst überfällig, ganz unabhängig von der aktuellen Lage. A l l e Antiquare im deutschen Sprachbereich (wobei "alle" immer nur ein größerer Teil sein kann angesichts der zerklüfteten Gewerbestruktur) bilden einen ganz bewußt l o c k e r gestrickten V e r e i n. Dieser Gesamtverein ist der neue Träger der Datenbank. Von Bedeutung sind nicht die Beiträge, die man ganz freistellen sollte in der Höhe, Mindestbeitrag 5 Euro, sondern es geht um die P s y c h o l o g i e. Die neue Verkaufsdatenbank ist d i e Datenbank a l l e r Antiquare im deutschen Sprachbereich.

Von hier aus wird ein gnadenloser psychologischer Kampf zu führen sein, möglichst s o f o r t beginnend, um das Image bei den Sammlern, in der kulturellen Welt überhaupt, in den M e d i e n.

Nur die Verkaufsdatenbank d e r Antiquare in Deutschland, Österreich und in der Schweiz kann in letzter Stunde noch das drohende Würgemonopol brechen.

Ich warne, wohl wissend weshalb, ganz dringend davor, sich jetzt auf lange Klärungen einzurichten, Mitgliederversammlungen abzuwarten, juristische Querelen abwickeln zu wollen - Gott gnade uns - das Genossenschaftsrecht -, mit Hilfskonstruktionen wie einem assozierten oder sonstwie angepappten V e r e i n können und müssen wir alles schnellstens und improvisiert angehen.

Da ich persönlich keinerlei Befugnisse habe, muß ich an die werten Kollegen appellieren. Sprecht die Verantwortlichen in den Verbänden und Gruppen an, laßt nicht locker, hört nicht auf Vertröstungen, werdet mißtrauisch, wenn "demnächst etwas geplant" oder "bis zum Herbst abgewartet" werden soll. Vergeßt auch nicht, daß die Amazon-Abebooks-ZVAB-Krake Geld hat wie Heu und nicht jeder Kollege, der zum "Zuwarten" rät, das aus selbstlosen Gründen tut.

Wer sich Illusionen über die Geschäftspolitik des Amazon-Konzerns macht, der lese die letzten Jahrgänge des Börsenblatt-Netzdienstes daraufhin durch...


Samstag 15 Uhr: Eben will ich, noch immer unter einer schweren Grippe seufzend, zum ersten Mal wieder den Gang auf den Münsterplatz unternehmen, da entdecke ich Parduns zweiten aktuellen Beitrag. Werter Herr Pardun, was soll das?

Ihre Ideen erinnern mich an die jenes Herrn aus Oberfranken, der von der Apothekenwerbung zum Antiquariatsmarketing herübergewechselt war und dem die Lage in unserem Gewerbe, wie ich fürchte, heute noch nicht recht klar ist. Von Ihnen als gestandenem Kollegen aber fordere ich ein praktisches Verständnis für das Antiquariat ein.

Wie kommen Sie nur auf die Idee, neue Marketingkonzepte einzufordern ausgerechnet in einem Augenblick, da unsere traditionelle, bei den Kunden eisern zementierte, eingewöhnte, eingeübte Absatzschiene in eine Ägyptische Gefangenschaft weggeführt werden soll?

Wir haben dafür weder Zeit noch Geld noch einen freien Kopf dafür. Sie können daran doch nichts ändern, daß je nach Geschäftsstruktur weit über 3/4 aller Antiquare am Tropf des ZVAB-Abebooks-Konzerns hängen, auf Gedeih und Verderb! Der Käufer kann allenfalls, mit unendlicher Mühe, zu einer anderen Datenbank hingelockt, hingeführt werden. Dies ist die äußerste Möglichkeit, die wir in absehbarer Zeit haben. Wir b r a u c h e n Abebooks-ZVAB - oder nun den eigenen Prolibri/Antiquariat-Datenbank-Apparat - ganz einfach zum Ü b e r l e b e n.

Ihre Reformpläne aus Teil 1 und 2 Ihrer Ausarbeitung gehören nicht in die gegenwärtige Diskussion. Das Haus brennt lichterloh, wer wird da Architekturpläne auf dem Wohnzimmertisch ausbreiten! Schenken Sie uns einen Teil 3 mit praktisch nutzbaren Ideen, bitte.


Das Foto gehört MGM, es wird auf einfache Aufforderung hin sogleich entfernt. (Charlton Heston in Ben Hur). Wir danken für die Verwendungsmöglichkeit




Aufruf an alle Antiquare und Büchersammler im deutschen Sprachbereich



ZVAB, Abebooks und Amazon sind nun Eigentum eines Weltkonzerns

Die Antiquare im deutschen Sprachbereich verlieren ihre Handlungsfreiheit

Antiquare, befreit euch aus dem drohenden Würgegriff des Amazon-Monopols

Geschätzte 90 % der Netzportale der deutschen Antiquare gehören jetzt zum Amazon-Konzern

Aufruf zur Neugründung einer unabhängigen Verkaufsdatenbank im Eigenbesitz aller Antiquare

Freie Antiquare gegen die Monopolisierung des deutschen Altbuchverkaufs durch Amazon

Wenn Ihr jetzt nicht handelt, habt Ihr keine Chance mehr, selbstbestimmt im deutschen Markt zu verkaufen


Informiert Euch über den Sachverhalt:

http://www.boersenblatt.net/417418/template/bb_tpl_antiquariat/
http://antiquariatszeitung.blogspot.com/2011/03/ein-freundliches-monopol-und-seine.html




1.
Ein kleines Branchenblatt für Händler und Sammler im Antiquariat leidet, wenn es vorschnell auf Aktualität hin ausgelegt wird, bald an Auszehrung. Es gibt in der Tagesabfolge wenig Neuigkeiten, die wirklich berichtenswert sind, man darf die Geduld der Leser auch nicht mit Themen plagen, die sich bei näherem Hinsehen als gequälte, künstlich erzeugte Neuigkeiten entpuppen.

Interviews von Kollegen und - bisher sträflich vernachlässigt - von Sammlern können auch nur hin und wieder Eingang finden, viele Kollegen sind wenig redefreudig, die Sammler halten sich aus mancherlei Gründen noch mehr bedeckt als das Gewerbe, das sie beliefert. Webseitenkritiken, meine ganze Freude, erregen böses Blut und sind, wie ich hören mußte, bestgehaßt bei den werten Mitantiquaren. Auch mein Ausweg, längere Exkursionen ins Bibliothekswesen zu veranstalten, wird nur in Grenzen geschätzt, denn die Bibliothekswissenschaft ist ein schwieriges Feld, das Vorwissen erfordert. Fehlt es, dann erscheint die Materie von außen reichlich öde. Noch mehr gilt das für das Dokumentationswesen, die ich gleichfalls gern einbeziehen würde. Wer eine Schwäche hat für die Aus- und Irrwege des Dokumentierens im Internet-Zeitalter, der verfolgt die Fortschritte dort gern, aber auch hier ist die Schar der Interessierten reichlich schütter.

So geriet bisher fast jeder Versuch, Aktualität im Antiquariat herzustellen, zu einem Fiasko. Wer die Versuche in den letzten 40 Jahren, eine Antiquariatspresse auf die Beine zu stellen, vor seinem inneren Auge Revue passieren läßt, muß trübsinnig werden. Einzig dem geistigen Vorläufer des ZVAB, jenem sauber gedruckten Anzeigenblättchen, das jahrelang in den Ladengeschäften auslag, war ein wenn auch bescheidener Erfolg vergönnt.

Biesters "Aus dem Antiquariat" nimmt eine Sonderstellung ein, da es eher den klassischen Blättern für Bibliophilie und Bücherkunde entspricht und geruhsam mit langem Atem daherkommt. Sein Börsenblatt-Netzdienst ist das einzige Beispiel für gelungene Kontinuität in der tagesaktuellen Branchenberichterstattung, freilich eingezwängt in eine enge äußere Form, die, so hat es den Anschein, nicht verlassen werden darf. J e n e s Blatt, das Biester uns bringen würde, wenn er von der Form her dürfte, wie er will - d a s würde ich gern lesen.

Noch eine Randbemerkung zum "Antiquariatsanzeiger" und zum "Soloantiquar". Kollege Stormchens Antiquariatsanzeiger verdanke ich die Idee zur Rubrik "Unter uns" oder auch "Meinungsbeitrag", die bei mir einen festen Platz einnehmen soll. Denn so anregend und tapfer sein Versuch eines Fachmediums auch war, er hat mich zur Raserei gebracht mit seiner Unlust, seiner Verweigerung, selber zur Feder zu greifen. Er wollte einfach nichts schreiben! Die Leser wünschen aber, diese leise Mahnung geht auch an Dr. Biester, ein Stück persönlicher Dramatik zu sehen. Man sitzt als Leser gemütlich im Halbdunkel des Zuschauerraums und wartet mit freundlicher Neugier darauf, daß sich der Redakteur die Heldenbrust freimacht und sein Lebens- und Glaubensbekenntnis deklamiert, möglichst in Versen. Der Leser, der Zuschauer hat ein Recht darauf, im beständigen Kamingespräch mit dem Redaktor zu sein und Intimes von ihm zu erfahren. Wem diese Spur Theaterlust fehlt, der sollte nicht schreiben.

"Soloantiquar" gibt mir je länger je mehr Rätsel auf. Während Werbefachmann und Neuantiquar Weinbrenner eher publizistisch-ökonomische Interessen gehabt haben dürfte (auch von ihm haben wir viel Aktivität, aber nur wenige Zeilen Text gesehen), während wir ferner einem umtriebigen "Mach was mit Büchern"- Herrn noch etwas Zeit geben wollen, älter und erfahrener zu werden, ist mir Kollege Pardun mit dem "Soloantiquar"/ "Journal für Antiquariat und Antiquariatskunde" ein wandelndes Rätsel. Ich kann ihn nicht einordnen, wie immer ichs auch anfangen möchte. Ich muß nun kollegial-lehrhaft werden und feststellen, daß er zu umständlich schreibt. Man will auch gelesen werden - seine Texte kann man zwar studieren, aber nicht durchlesen. Was die Grundkonzeption seines Netzblatts betrifft, rate ich ferner zum Zurückfahren diverser technischer Spielereien. Antiquare wie auch Sammler sind erzkonservativ. Auch Biester mußte Aktionen wie seinen Twitter-Dienst in börsenblatt.net wieder einstellen. Automatisch generierte Texte tuns nicht, Schreiben tuts freilich, wenn ich den alten Pfarrer Kneipp zitieren darf.

2.
Worin besteht denn nun der Ausweg, nach dem wir am Anfang des heutigen Meinungstextes gesucht hatten? Wie kann ein Branchendienst Lesefutter herbeischaffen, ohne "Aktualitäten" zu quälen?

In unserem Fall liegt die rettende Idee auf der Hand. Unser ganzes Gewerbe, unser Sammelgebiet, ist rückwärtsgerichtet. Das Tagesaktuelle tritt für den Händler und den Bibliophilen in den Hintergrund immer dann, wenn er sich seiner Ware, seinen Objekten zuwendet. Es geht um V e r g a n g e n e s.

Also muß man sich an die Auswertung retrospektiver Quellen machen. Fachaufsätze von 1890 oder 1930 sind fast so tageswichtig für unsere Arbeit, als wenn sie heute geschrieben wären. Zwar ist die Forschung inzwischen ein Jahrhundert fortgeschritten, aber erstens sind in dieser Zeitspanne viele kleine Ergebnisse und Erkenntnisse wieder untergegangen und zweitens enthalten die alten Aufsätze oft originelle Gedanken, die seither nicht weitergesponnen worden sind.

Die technische Quellenlage ist nicht nur betrüblich, sie ist schrecklich. Zu einem Großteil befinden sich die Aufsätze, die Sammler und Antiquare gern lesen würden, nicht in den bibliophilen Blättern, sondern sie fanden damals ihren Platz in den Feuilletons der großen Zeitungen und in den "Kulturzeitschriften" jener Zeit. Dort sind sie schlicht und ergreifend - verschollen. Man kann sich mit dem "Dietrich" und anderen Quälinstrumenten mühsam von Aufsatz zu Aufsatz hangeln, findet die Quellenblätter vielleicht sogar in seiner Bibliothek, darf sie dann aber nicht selber ablichten, muß sich mit Readerprintern abplagen, sofern sie verfilmt sind. Und das sind erst die Anfänge jenes Schreckensbildes, das sich vor dem Laien auftut, wenn er die verschollenen kleinen Schätze seines Faches heben will. Es ist nämlich, bei näherem Hinsehen, alles noch viel schwieriger und noch viel schlimmer...

Nimmt man dem Fachkollegen, dem Fachsammler diese Mühe ein Stück weit ab, dann wird sich der, man darf es hoffen, darüber freuen. Tagesaktualität wird ersetzt durch "neu" ausgegrabene Artikelfunde!

Wie aber bietet man sie dar? Jedenfalls nicht mit einer "Bibliographie". Es grenzt an physische Grausamkeit, wenn uns, wie unlängst geschehen, Biester eine schöne Bibliographie der Aufsätze in "Aus dem Antiquariat" seit olims Zeiten bietet, dann aber keine Möglichkeit besteht für den Leser, dem das Maul wässrig gemacht worden ist, die Originaltexte einzusehen. Bei einer relativ seltenen Fachzeitschrift wie dem Börsenblatt-Ableger ist das völliger Unsinn in einer Zeit, die per Internet und Digitalisierung sekundenschnellen Zugang zu den erfaßten Texten bieten sollte, könnte, müßte, würde - ja, eben, wenn das organisiert wird.

Wie nun, das ist die Frage, kann ein handgestrickter und preiswerter Zugang zu erfaßten Fachtexten ermöglicht werden? Ich stelle Ihnen heute einen (von mehreren) Lösungswegen vor und bitte um möglichst offene Kritik.

Zuvor sind noch einige Anmerkungen zu machen. Ich wähle in Zukunft als letztes Erfassungsjahr 1932. Das ist bei geisteswissenschaftlichen Texten im deutschen Sprachbereich sinnvoll, weil schlagartig 1933 mit dem Einzug der Schande und des Irrsinns in das deutsche Geistesleben auch eine Verfälschung und Verödung der meisten Texte stattfand. Österreich und die Schweiz müssen da eben mitleiden... - Zum Urheberrecht habe ich, man weiß es vielleicht schon, entschieden radikale Standpunkte, ich möchte es in engsten Grenzen halten. Soweit ich nicht rasch feststellen kann, daß der jeweilige Verfasser erst nach 1940 verschieden ist, veröffentliche ich sein Material, in allen Grenz- und Zweifelsfällen veröffentliche ich den Text auch, halte mich aber bereit, ihn auf einfache Anforderung hin wieder zu entfernen. Notabene spreche ich jetzt nur von A u f s ä t z e n; bei Monographien würde ich so leichtfüßig nicht vorgehen wollen.

Ich versuche, die Artikel als Google-Picasa-Bilder zu bringen. Dies bedeutet, daß der Nutzer, wenn er das wünscht, die Bilder *vergrößert* dort aufrufen kann, er kann sie sich auch mühelos auf die eigene Festplatte kopieren, noch eleganter geht das, wenn er selber ein Picasa-Webalbum hat (wozu ich ihm nur raten kann). - Die Vorlagen aus der "Literarischen Beilage zur Kölnischen Volkszeitung" sind auf billigstem braunem Holzpapier mit unscharfen Frakturmatern gedruckt, sie stellen so ziemlich den größten Schwierigkeitsgrad einer Reproduktion dar. Dagegen sind die Vorlagen aus der altbekannten "Zeitschrift für Bücherfreunde" trotz unmittelbarer Nachkriegszeit perfekt gedruckt auf hochweißem Kartonpapier.

Da es mir heute nur um die technische Umsetzung der Scans geht, improvisiere ich die dazugehörigen bibliographischen Angaben bis herunter auf magere Titelstichworte. Es geht uns heute nur um die technische Umsetzung - ich bitte um Kritik.

Eben sehe ich (15.15 h) , daß die Lesequalität völlig unbefriedigend ist. Ich versuche eine bessere Scanauflösung und veröffentliche die (hoffentlich) besseren Bilder gegen 16 Uhr.

16 Uhr und allerlei mühsame Versuche absolviert > Auch mit doppelter Auflösung wird die Lesbarkeit nur wenig besser. So einfach läßt sich die Sache also nicht verwirklichen. Was tun?


Je nach Browser werden offenbar die folgenden Stichworte nicht unterstrichen - auch Google darf mal Unfug treiben. Deshalb die Bitte: Klicken Sie die folgenden Stichworte an, es sind alles Links zum Picasa-Webalbum.

Westfälisches Zeitungswesen

Martin von Cochem

Simplizissimus

Frankfurter Gesangbücher

Deutsche Presse 1810


Ältere Buchbinder

Bücherlesemaschinen

Rupprecht-Presse


Für das reizende Schatzgräber-Bild von Kutzer danke ich dem Goethezeit-Blog